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Der Euro vor dem jüngsten Gericht? – Was sie möglicherweise in Sachen Euro-Rettung (und im November) verpasst haben

am
2. Dezember 2011

Nein, die FTD hat heute keinen Adventskalender ihrer heutigen Ausgabe beigelegt. Stattdessen ziert ein wunderschöner Abdruck des Triptychons „Das Jüngste Gericht“ vom Maler Hans Memling den Politik-Teil. Eigentlich haben nur noch die vier apokalyptischen Reiter aus dem Johannes-Evangelium gefehlt, um die dramatische Situation des Euro auch dem letzten verbliebenen Optimisten klarzumachen. Dabei ist seit vorgestern doch etwas Bewegung hineingekommen, wenn es um die Krisenbekämpfung geht.  „Ja, aber“ werden Sie jetzt einwenden. „Bei Licht betrachtet rettet uns die konzertierte Intervention der Zentralbanken doch auch nicht.“ Dennoch hat sich auch gestern etwas bei der Eurozonenrettung getan. Sei es auch nur die Idee, dass die G20-Staaten via IWF aktiv zu Hilfe eilen. Denn man dürfte vielerorts (vor allem auch in China) gemerkt haben, dass mit einer schwächelnden oder gar zerfallenen Eurozone die Nachfrage eines wichtigen Handelspartners massiv beeinträchtigt würde – mit dramatischen negativen Auswirkungen für die Weltwirtschaft. Vielleicht sollte tatsächlich die Zeit, in der man immer nur auf Europa als Verursacher allen globalen Wachstumsrückgangs gezeigt hat ohne selbst Lösungen anzubieten, bald beendet sein.

Aber auch von Mario Draghi sind positive Signale gekommen. Auch wenn der EZB-Präsident gestern vor einem fast leeren EU-Parlament sprechen musste (anfänglich waren nur 30 Abgeordnete anwesend, der Rest hat sich vermutlich intensiv um die Euro Rettung kümmern müssen!), hat zu Hoffnung Anlass gegeben. Nicht weil die EZB der Politik zu Hilfe eilen könnte, wenn diese endlich ein nachhaltiges Konzept zur Bekämpfung zukünftiger Schuldenkrisen vorlegen würde. Vielmehr sprach Draghi zum ersten Mal etwas aus, was im Zusammenhang mit dem einzigen Ziel der EZB, dem Erhalt der Preisstabilität, eigentlich selbstverständlich sein sollte: der Blick auf beideSeiten dieses Ziels.  Will sagen: Draghi will nicht nur Inflation sondern auch gegen Deflation angehen. Damit hat der EZB-Präsident gedanklich eine Türe aufgestoßen, bei der die Bekämpfung der Deflation nicht nur in einer Senkung ohne hin schon extrem niedriger Zinsen bestehen kann. Wahrscheinlich bedarf es tatsächlich nur noch eines entsprechenden Ausblicks, etwa einer Inflationsprognosen unter zwei Prozent, um die EZB möglicherweise zu einem Schritt zu bewegen, den anderer Zentralbanken bereits vorgemacht haben. Die Rede ist von einem quantitativen Lockerungsprogramm, innerhalb dessen natürlich auch Anleihen der Eurozone in großem Stil aufgekauft werden könnten.

Naturgemäß haben die am meisten gelesenen Blog-Beiträge des Monats November ebenfalls mit den drängendsten Problemen der Eurozone zu tun. Der Blog „D-Mark für Deutschland“ war der am meisten gelesene, aber auch „Euro 2.0 – wenn der neue Euro kommt“ trug trotz aller Skepsis keine apokalyptischen Züge. Von großem Interesse war auch der von uns an dritter Stelle geführte Beitrag „Was will Angela Merkel wirklich?“.

 

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2 Kommentare
  1. Antworten

    Alex

    2. Dezember 2011

    Gehen wir mal davon aus, dass die EZB eine Lockerung der Geldpolitik anstrebt, was wären die Folgen daraus? Ist die USA stark am wachsen? Ist Japan stabil oder am wachsen? Hat die lockere Geldpolitik unter Greenspan nicht erst zu der heutigen Krise geführt? Die können die Symptome solange bekämpfen wie sie wollen, ohne das an den Grundproblemen der Geldschöpfung und der Umverteilung durch den Zinsmechanismus (Am Anfang geringer Effekt; am Ende exponentieller Effekt) etwas geändert wird, wird sich absolut nichts ändern.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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