Märkte Politik

Das Gold Destruction Team (GDT)

am
16. April 2013

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich besitze schon seit einigen Monaten kein Gramm Gold mehr. Im Zweifel könnte man mich also als voreingenommen bezeichnen. Man könnte mir sogar unterstellen ich würde den Gold-Crash der vergangenen Tage mit einer gewissen Genugtuung sehen. Aber ich bin weit entfernt davon. Vielmehr beunruhigt mich, wie wenig Erhellendes von den Experten zu den Ursachen dieser dramatischen Verkaufsorgie beigetragen wurde. Dass die Inflation zumindest in der nahen Zukunft nicht kommen wird, ist eigentlich nicht erst seit gestern offenkundig. Auch glaube ich nicht, dass eine chinesische Wachstumszahl, die 0,3 Prozent unter den Erwartungen der Ökonomen lag, zypriotische Goldverkäufe oder die Vermutung, die US-Notenbank werde ihre quantitativen Lockerungsprogramme in Bälde zurückführen, für den stärksten Kurseinbruch seit 30 Jahren beim gelben Metall ursächlich war.

Stutzig wurde ich allerdings, als ich im Internet [1] auf einen Beitrag stieß, wonach ein Mitglied der früheren Reagan-Administration, Paul Craig Roberts äußerte, die Fed stecke hinter dem jüngsten Goldpreis-Crash. Denn 500 Tonnen Gold seien in Form von Leerverkäufen auf den Markt gelangt, was bei den Kursen vom Freitagvormittag einem Gegenwert von rund 24,8 Milliarden US-Dollar entsprochen hätte – eine Transaktion, die nur eine Notenbank wie die der USA durchführen könne. Wenn man dann auch noch liest[2], dass unter US-Präsident Ronald Reagan im März 1988 das berüchtigte Plunge Protection Team (PPT) ins Leben gerufen wurde, um durch Interventionen Abstürze im US-Aktienmarkt zu verhindern, sah ich mich schon einer neuen Verschwörungstheorie ausgesetzt. Klar, wenn es eine solche Arbeitsgruppe tatsächlich gegeben haben soll, dann wäre es ein Leichtes eine entsprechende Gruppe auch für die Kontrolle des Goldmarktes zu gründen. Womöglich unter dem Namen Gold Destruction Team (GDT).

 

Fed als Sündenbock

Aber diese Theorie ist klingt, weil anhand einfacher Szenarien erklärt, so glaubhaft, dass selbst ich plötzlich ins Grübeln gekommen bin. Natürlich! Zur Verteidigung des Dollar-Geldsystems muss man den Markt in Verruf bringen, den die Anleger als Alternative, als sicheren Hafen betrachten. Früher hat man so etwas auf plumpe und daher wenig populäre Weise durchgezogen, indem man zeitweise den Besitz von Gold verbot, aber derlei konfiszierender Maßnahmen bedarf es eigentlich gar nicht. Stattdessen bringt man den Goldmarkt durch massive Verkäufe in Misskredit. Ein Schelm ist, wer da weiter spekuliert: Der jüngste Crash bei den Bitcoins (gerne wird diese virtuelle Währung mit Gold verglichen) könnte ebenfalls durch die US-Notenbank ausgelöst worden sein. Indem sie womöglich klammheimlich schon vor vielen Monaten zur Portfoliodiversifikation vorsichtshalber auch Bitcoins gekauft hat, um sie am Höhepunkt der Blase (natürlich über Strohmänner) in einen umsatzschwachen Markt zu werfen.

Jetzt werden mir wahrscheinlich einige meiner Leser sagen, ich sei nicht besser als all die anderen Verschwörungstheoretiker. Ich bin mir auch nicht sicher ob diese Geschichten stimmen. Aber sollten dieser wider Erwarten doch richtig sein, kann die Konsequenz doch nur lauten: „Don’t fight the Fed“ – leg‘ dich nicht mit der US-Notenbank an! Will heißen: Gold und Bitcoins zu besitzen mag zwar ein Gefühl relativer Sicherheit zum Schutz des eigenen Vermögens vermitteln. Aber es handelt sich um eine Versicherung, die sich bei falschem Timing als sehr kostspielig herausstellen könnte. Gold und Bitcoins, die im schlimmsten Fall keiner mehr haben möchte.

SCHLAGWÖRTER
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10 Kommentare
  1. Antworten

    Marco

    16. April 2013

    Richtig, richtig und nochmals richtig. Zun diesem Schluss sind wir auch gekommen.
    Der Goldpreis wurde richtig schön nach Unten gebogen.Warum sollte Allen klar sein.
    Um Misstrauen ins Gold zu wecken, und vlt.die Leute dazu zu bewegen Ihre Taler wieder
    aufs Konto zu legen.Damit wir bald richtig schön über den Tisch gezogen werden können.
    Der Goldpreis wurde in den letzten 2 Jahren immer wieder nach Unten korrigiert Vmtl.aber schon immer.
    Jetzt ist der günstige Moment Gold und Silber zu kaufen oder warten Wir noch etwas? Vlt.sind die Korrekturen ja noch nicht vorbei? Wie dem auch sei.Diese Spiel wird langsam langweilig.
    Der Goldpreis war auch noch nicht wirklich hoch.Ohne Manipulation hätten wir möglicherweise
    einen Goldpreis grob geschätzt zwischen 5000- 7000 US-Dollar.
    Mann könnte die Sache auch andersherum betrachten.Nicht das Gold ist Teuer, sondern
    die Währungen verlieren immer mehr an Wert.
    Denk mal……….

  2. Antworten

    Hans Dampf

    16. April 2013

    Dass das Plunge Protection Team existiert und auch arbeitet, ist fakt. Und in Zeiten in denen angehende Diktaturen, Blitzzugriffe auf Bankkonten vorbereiten, um marode Staatsfinanzen aufzubessern,
    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/09/eu-bereitet-richtlinie-zu-blitz-zugriff-auf-bank-konten-vor/
    liegt das Motiv, Gold und andere Edelmetalle, die als „Rettungsanker“ und „sicherer Hafen“ bekannt sind, kurstechnisch zu manipulieren, sehr nahe. Das Timing passt, jedoch könnte sich diese Aktion schnell als Bumerang erweisen, wenn die Talsohle erreicht ist und wenn die Anleger kommen, die nur darauf gewartet haben, verstärkt ihre Ersparnisse in Edelmetalle umzutauschen. Es ist ein einfaches Rechenexempel, dass dieses Finanzsystem so auf Dauer nicht überlebensfähig ist (Stichwort: Josephspfennig) – da braucht es gar keiner Verschwörungstheorien. Mit einer Manipulation des Goldpreises, wird wieder mal nur ein wenig mehr Zeit für das Unvermeidliche und Kommende gekauft.

    Hinweis: Wenn man sich Paul Graig Roberts Internetseite genauer betrachtet, kommt man dann schon ins Grübeln:

    „freemasons-infographics“ steht da im Link und auch die Symbolik ist unverkennbar.
    http://www.paulcraigroberts.org/?s=freemasons-infographics

    Verkörpert Paul Graig Roberts die alternative, die vermeintlich gute Seite der Geheimgesellschaften, namentlich der Freimaurer? Oder anders gesagt: Sind seine immer zahlreich werdenden Mitstreiter, die Antithese zur These Kapitalismus, dessen Konflikt letztendlich zur Synthese, wie auch immer die aussieht, führen soll?

    Auch ich habe diesen Absturz irgendwie erwartet, bin jedoch überzeugt davon, dass es in ein paar Monaten schon wieder bergauf geht. Irgend etwas von meinen Edelmetallen zu verkaufen, den Anlass sehe ich nicht, da Edelmetalle eben nur bedingt zur Spekulation geeignet sind und man sich zur Anlage mit langfristigem Interesse, derer bedienen sollte.

  3. Antworten

    Niekohle

    16. April 2013

    auf „propagandafront“ steht ein netter Artikel darüber, dass es ausgerechnet die verschuldeten Staaten sind, die (angeblich) eine Menge Gold gebunkert haben, zuvorderst Amiland mit seinem $ und über 8.000 to. AU. Möglich dass sie aus politischen Motiven zunächst das Staatsgold verkaufen um die Schulden zu drücken, bevor sie einen Bürgerkrieg mit den Sparern anzetteln.
    Es gibt Länder die verfügen über riesige Devisenreserven $ und wissen garnicht wohin damit, bspw. China, Indien, Brasil, u.a.., die haben noch relativ wenig Goldreserven. Die werden sich bedienen, denn die wollen ihre $ loswerden und vor allem den $ loswerden und das wird ihnen mit AU gelingen. Ist das AU der Schuldenländer alle, wird es ernst, denn womit will man dann noch die Schulden bezahlen, wenn niemand mehr den $ will? Hauahaua…
    Die sog. BRICS stehen mit dem LKW vor der Tür der Comex und werden bei nach unten manipulierten Preisen fleißig aufladen gegen Altpapiertextillappen….da komt doch richtig Freude auf…..

  4. Antworten

    Samson

    17. April 2013

    Guter Artikel. Ich bewundere Sie so, dass Sie rechtzeitig den Ausstiegszeitpunkt gefunden haben. Habe selber ab und zu daran gedacht, aber nie den Absprung geschafft. Was mich aber wirklich interessieren wuerde: was genau hat Sie denn veranlasst auszusteigen – lag es an einem konkreten Ereignis; einer Meldung…?

    • Antworten

      Joachim Goldberg

      17. April 2013

      Vielen Dank für die Glückwünsche. Um ehrlich zu sein: Timing ist auch ein bisschen Glückssache und ich habe ja nicht am Allzeithoch verkauft ;-). Was mich stutzig machte, waren die Kommentare einiger Goldjünger, die trotz des sich nach und nach zurückbildenden Goldpreises für meinen Geschmack zu viel selektiv Wahrgenommenes enthielten. Es gab keinen konkreten Auslöser – es war eben nur dieses Gefühl, verkaufen zu müssen. Lesen Sie bitte hierzu auch einmal http://www.ritholtz.com/blog/2013/04/the-10-rules-of-goldbuggery/print/ – köstlich!

  5. Antworten

    Hans Dampf

    17. April 2013

    Gestern hatte ich noch sinniert:
    „Das Timing passt, jedoch könnte sich diese Aktion schnell als Bumerang erweisen, wenn die Talsohle erreicht ist und wenn die Anleger kommen, die nur darauf gewartet haben, verstärkt ihre Ersparnisse in Edelmetalle umzutauschen.“

    Viele wollen keine Zeit verlieren:
    „Nach dem Crash: Gold-Nachfrage explodiert weltweit“
    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/17/nach-dem-crash-gold-nachfrage-explodiert-weltweit/

    Nach dem Crash ist vor dem Crash: Das wird scheinbar immer mehr Menschen bewusst.

  6. Antworten

    Samson

    17. April 2013

    danke, auch fuer den link – der ist schonungslos, trifft aber voll ins Schwarze!!

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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