Gesellschaft Märkte Wirtschaft

Am Ende bleibt nur Gold

am
18. April 2013

Ja, auch ich gehe manchmal etwas zu sorglos mit dem Satz „ein Gut ist so viel wert wie dafür bezahlt wird“ um. Dies wurde mir gestern wieder einmal bewusst, als ich eine Kolumne des brillanten John Kay in der FT las. Natürlich musste es in diesem Beitrag um Gold und Bitcoins gehen, aber er handelte auch vom fundamentalen Wert von Anlagegütern, der sich aus den liquiden Mitteln, den Gewinnen oder dem Nutzen, den jene generieren, ergibt. Und wenn diese Einflussfaktoren ungewiss sind, kann sich der Marktpreis eines Gutes von diesen Fundamentalwerten entfernen. Aber auch aufgrund eines eigenständigen Preis-Momentums, das aus dem Glauben der Akteure entsteht, ein überbewertetes/unterbewertetes Gut würde in Zukunft noch stärker über- bzw. unterbewertet.  Schließlich gäbe es einige Fälle in der Historie der Finanzmärkte, so Kay, wo sich die Marktpreise für immer von den Fundamentalwerten abgekoppelt hätten, etwa bei der Tulpenzwiebel-Hausse, der Dotcom-Blase etc. Schließlich kommt der Autor auch auf den fundamentalen Wert von Gold zu sprechen.

Gold hat beides: Es ist nicht nur knapp, sondern auch noch schön. Und hier unterscheidet sich das gelbe Metall ganz deutlich von dem mit ihm so gerne verglichenen Bitcoins, mit denen man offenbar die Welt verbessern möchte. Gold ist nämlich nicht nur ein Wertaufbewahrungsmittel, sondern ein Symbol für Reichtum – sein Besitzer zieht seinen Nutzen aus dessen Schönheit in Form von Schmuck und manchmal auch daraus, dass andere Menschen ihn deswegen bewundern oder gar beneiden.

 

Positionsgut Gold

Auch wenn mancher sich sträuben mag, seinen Goldbesitz zur Schau zu stellen und dies hierzulande derzeit nicht gut kommt: Gold ist ein Positionsgut (über Positionsgüter habe ich hier und hier geschrieben), es verkörpert in vielen Kulturkreisen immer noch einen sozialen Rang. Dies führt manchmal zu einem regelrechten Wettrennen nach Gold, um die Position gegenüber seinen Verwandten, Freunden, Bekannten, Nachbarn zu verbessern. Eine wesentliche Voraussetzung für ein Positionsgut besteht also darin, dass es von anderen gesehen wird. Und genau hier sehe ich die Schwierigkeit von Bitcoins, deren abstrakte Schönheit sich für andere bestenfalls aus dem ihm zugrundeliegenden Kryptosystem erschließen mag. Niemand sieht indes, wenn jemand anderes Bitcoins auf dem Konto haben sollte, während etwa eine goldene Armbanduhr, Goldschmuck von anderen sofort erkannt wird und seinem Träger immerhin einen (vermeintlichen) gesellschaftlichen Status verleiht. Und das Gefühl, wenn es einmal zu einem Markt-Crash kommen sollte, immer noch etwas zu haben, woran das Auge sich erfreuen kann.

Eine goldene Nase konnte man sich gestern im deutschen Aktienmarkt weiß Gott nur verdienen, wenn man bei dem kurzen massiven Einbruch der Kurse rechtzeitig auf der Short-Seite dabei war. Ob sich die institutionellen Anleger, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt von diesem Schock haben anstecken lassen, können Sie hier der Analyse von Gianni Hirschmüller entnehmen – ich selbst habe mich um die Prognosedetails gekümmert.

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2 Kommentare
  1. Antworten

    hanny

    18. April 2013

    Lieber Herr Goldberg, das ist ein wunderbarer Artikel auch sehe ich Sie immer im DAF, ich wünsche mir, daß Sie noch viele solche Berichte bringen

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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