Dollar am Morgen Märkte

Brexit „in limbo“

am
23. Oktober 2019

EUR USD (1,1120)             Auch gestern drehte sich fast alles um den Brexit. Und de facto schien es gestern Nachmittag vor den wichtigen Abstimmungen im Unterhaus noch zwei Alternativen zu geben. Entweder die Abgeordneten würden Boris Johnsons Zeitplan, das sogenannte „Withdrawal agreement“ beschleunigt innerhalb von drei Tagen durch das Parlament zu peitschen, akzeptieren, oder das Brexit-Abkommen würde zurückgezogen – unter der Androhung von Neuwahlen.

Am Ende konnte man gestern Abend immerhin noch von einem Teilerfolg für Boris Johnson sprechen. Denn das britische Unterhaus hatte immerhin den rechtlichen Rahmen für das „Withdrawal Agreement“, den Austritt Großbritanniens aus der EU, im Grundsatz mit 329 zu 299 Stimmen gebilligt. Allerdings votierten die Abgeordneten des Unterhauses (322 zu 308 Stimmen) gegen den Zeitplan Boris Johnsons, womit dessen Ziel, die EU am 31. Oktober tatsächlich zu verlassen wohl nicht mehr zu erreichen ist. Der Premierminister kündigte zudem an, den Gesetzgebungsprozess zum Brexit zu unterbrechen, um in der Folge die EU um eine weitere Fristverlängerung zu bitten.

Gesetzgebungsprozess unterbrochen

Damit befindet sich der Brexit in der Schwebe, „in limbo“, wie es Parlamentssprecher John Bercow bestätigte. Auch müssten nun Vorbereitungen für einen ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU vorangetrieben werden, so Johnson. Übrigens: Von Neuwahlen war nach dessen Abstimmungsniederlage keine Rede mehr. Damit hängt letztlich alles von der Dauer der Verschiebung des Brexit-Termins seitens der EU ab.

Unterdessen kann man nicht einmal sagen, dass der Euro durch die Brexit-Hoffnungen und -Unsicherheiten gestern deutlich in irgendeine Richtung getrieben worden wäre. Die kleinen Rücksetzer in Richtung 1,1115/20 waren bislang ohnehin nur temporärer Natur und ließen den Euro per Saldo mit einem Tagesverlust von rund 40 Stellen zurück. Der Aufwärtsimpuls (Potenzial bis 1,1220, leicht modifiziert) bleibt damit dennoch erhalten, solange an der nunmehr (für heute) besser abgesicherten Unterseite 1,1080 nicht verletzt wird.

 

 

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

 

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv