Dollar am Morgen Märkte

Belohnte Risikofreude, aber nicht überall

am
2. Juli 2019

EUR USD (1,1280)             Zumindest an den Aktienmärkten gab es für die Wagemutigen im Gefolge des „Waffenstillstands“ im US-chinesischen Handelskonflikt reichlich Belohnung. Denn der breitgestreute US-Aktienindex S&P 500 markierte ein neues Allzeithoch und der heimische DAX bzw. der Euro Stoxx 50 neue Jahreshochs. Die Reaktion der Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks dürfte einerseits dem Jubel geschuldet sein, dass es im Handelskonflikt zwischen den beteiligten Parteien zumindest wieder Gespräche gibt. Zum anderen aber zeigen die Kurssprünge, dass das Gros der Akteure im Vorfeld jedoch nicht wagemutig gewesen war. Denn die Stimmungsindikatoren (Börse Frankfurt Sentiment-Index, aber auch das AAII-Sentiment für die USA) waren in der vergangenen Woche alles andere als optimistisch eingestellt. Mit anderen Worten: Die Börsianer waren höchstwahrscheinlich nicht ausreichend bullish positioniert.

 

Präventiver Zinsschritt indirekt bestätigt

Ob der Anlass zur Freude oder gar Euphorie von nachhaltiger Dauer sein wird, werden die kommenden Handelstage entscheiden müssen. Denn im Gegensatz zu den Aktienmärkten haben sich die rechnerischen Erwartungen für Leitzinssenkungen in den USA, gemessen am CME FedWatch Tool, längst nicht so deutlich verändert. So ist etwa die implizite Wahrscheinlichkeit für mindestens drei Zinssenkungen in diesem Jahr gegenüber Freitag nur von 59 auf 55 Prozent gesunken und diejenige für mindestens zwei Zinsschritte von 91 auf 90 Prozent. Bezeichnend mag in diesem Zusammenhang die gestrige Rede des stellvertretenden Fed-Präsidenten Richard Clarida gewesen sein, der am Vormittag äußerte, dass die Unsicherheit über das Ergebnis der Verhandlungen im Handelskonflikt und die globalen Wachstumsperspektiven bestehen bleibe. Damit hat Clarida zumindest indirekt bestätigt, dass es bei der kommenden Fed-Sitzung am Monatsende eine präventive Zinssenkung von 25 Basispunkten geben dürfte. Denn wenn es einen guten Zeitpunkt gab, diese Ansicht infrage zu stellen, wäre dieser tatsächlich gestern Vormittag gewesen, unter dem Eindruck des vielversprechenden US-chinesischen Treffens am Rande des G20-Gipfels.

 

Verlierer Euro

Bezeichnend war aber auch, dass, neben den Kursrückgängen der typischen Krisenwährungen Schweizer Franken und Yen, der Euro nicht performen konnte. Wie befürchtet (vgl. meinen Bericht vom vergangenen Freitag HIER), präsentierte sich die Gemeinschaftswährung unter den Verlierern des Tages. Nicht zuletzt, weil sich das Interesse der Akteure nun wieder auf einen anderen Gegner der USA in Sachen Handelskonflikt, nämlich die EU, konzentrieren könnte Der gestrige Rücksetzer des Euro zum Dollar fällt insofern aus dem Rahmen, als es sich um den größten Tagesverlust seit dem 7. März dieses Jahres handelt. Überdies hat sich die Gemeinschaftswährung durch Unterlaufen des fast schon auffallend (vier Handelstage!) lange verteidigten Nachfrageniveaus bei 1,1345 abermals in eine frühere Konsolidierungszone zurückbegeben. Es würde sich damit immerhin um den zweiten Fehlversuch („False Break“) an der Oberseite in einem Zeitraum von weniger als einem Monat handeln, und ein Unterlaufen von 1,1265 wäre fast schon ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Unterseite bis 1,1225/30, darunter 1,1180 oder gar 1,1110 öffnen könnte.

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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