Ausverkauf(t)
EUR USD (1,0890) Auch der gestrige Tag stand im Zeichen des Ausverkaufs, und das nicht nur an der Börse. Und selbst wer ein breitgestreutes simples Portfolio, bestehend aus Aktien, Anleihen und Gold, besaß, musste erfahren, dass es sogar mit einer derartigen Mischung performancetechnisch deutlich nach unten gehen kann. Denn die selbst als sogenannte „sichere Häfen“ geltenden Anlageklassen sind nun bereits seit rund zehn Tagen massiv unter Druck geraten.
Sichere Anlagen liquidiert
Natürlich war dieser besagte 9. März ein extremer Tag für Anleihen und Gold. So waren etwa die Renditen zehnjähriger US-Treasuries temporär auf ein Rekordtief von 0,3 Prozent gefallen, um anschließend bis heute auf rund 1,25 Prozent hochzuschnellen. Und die Feinunze Gold, die Versicherung gegen alle möglichen Notfälle, die an jenem Tag in der Spitze bis auf 1.702 USD gestiegen war, verlor seither bis zum Ende des gestrigen Handelstages mehr als 12 Prozent an Wert. Einfach ausgedrückt: Als sicher geltende Anlagen, zum Teil mit erklecklichen Gewinnen, wurden vielerorts eiligst liquidiert, um die Verluste aus anderen Anlageklassen wie etwa den Aktienmärkten auszugleichen.
Implodierte Korrelationen
Beispielsweise galt es, Margin Calls an den Futures-Märkten nachzukommen. Oder Engagements mit zu hohem Hebel in dramatischer Weise zurückzufahren. Weil die Risikomodelle aufgrund der drastisch gestiegenen Volatilität an den Aktien-, aber auch an den Anleihemärkten quasi selbst „befahlen“, genau jene Hebel zurückzufahren. Hebel, die naturgemäß in den Zeiten niedriger Volatilität, wie sie etwa noch kurz nach Jahresbeginn bis Mitte Februar vorherrschte, aufgrund von Risikoberechnungen vergleichsweise hoch waren. Kurzum: Die Korrelation, der zufolge Anleihen als typischer Hedge für Aktien funktionieren sollen, besteht nicht mehr. Und all das geschah, obwohl die US-Notenbank erst am vergangenen Sonntag ein Anleihekaufprogramm mit einem Volumen von 700 Mrd. USD angekündigt hatte.
US-Helikoptergeld offenbar verdoppelt
Während sich an den Finanzmärkten mancherorts Angst und Panik die Türklinke in die Hand gaben, darf man natürlich den Auslöser dieses Desasters, die Corona-Pandemie, nicht aus den Augen lassen. Zumal das Weiße Haus mittlerweile vielen US-Bürgern – sogenannten anonymen Quellen zufolge – nicht nur, wie gestern gemeldet, 1000, sondern zweimal 1000 USD, zahlbar am 6. April und dann wieder am 18. Mai, als Soforthilfe zukommen lassen möchte. Von derartigem Helikoptergeld hat man hierzulande (noch) nichts gehört.
Activity Bias samt Ausverkauf
Stattdessen erleben wir neben den Einschränkungen des täglichen Lebens nach wie vor einen Run auf Toilettenpapier in den Supermärkten, der sich am besten mit einem Begriff aus der Verhaltensökonomik, der „activity bias“, erklären lässt. Dabei geht es primär nicht einmal um eine panikartige Bewegung, sondern eher um eine vermehrte Aktivität, um angesichts der schwer fassbaren Folgen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Kontrolldefiziten das Gefühl zu haben, diesen Bedrohungen entgegenwirken zu können. Offenbar vermittelt Toilettenpapier die Sicherheit, für alles, was noch kommen mag, gewappnet zu sein, ist darüber hinaus auch noch vergleichsweise günstig im Preis. Ein Ausverkauf, dem sich übrigens selbst rationale Menschen nicht entziehen können, wenn sie vor den leeren Regalen in Supermärkten und Drogerien stehen. Wie lange Ihr persönlicher Toilettenpapiervorrat reichen wird, können Sie übrigens auf dieser Website (HIER) genauestens überprüfen.
EZB legt Notfallprogramm PEPP auf
Aber zurück zu den Finanzmärkten. So war es gestern dem US-Dollar vorbehalten, als anscheinend letzter Zufluchtsort für die Teilnehmer an den Finanzmärkten zu dienen. Dabei kam auch der Euro noch einmal recht ordentlich unter die Räder und bleibt in schwacher Position, solange an der Oberseite 1,1045/50 nicht mehr überwunden wird. Unterdessen hat die EZB gestern Nacht in einer Sondersitzung ein Notfallprogramm zur Bewältigung der Corona-Pandemie mit einem Volumen von 750 Milliarden EUR verabschiedet. Im Rahmen dieses „Pandemic Emergency Purchase Program“ (PEPP) will die EZB bis zum Jahresende sowohl staatliche als auch private Wertpapiere aufkaufen.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.