Auktion à la UMTS
Als gestern bekannt wurde, dass die Bundesregierung offenbar darüber nachdenkt, längere Laufzeiten für Atomkraftwerke an den meistbietenden Energiekonzern zu versteigern, klingelte es bei mir sofort: Erinnerungen an die Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 wurden wach. Aber die Auktionsidee der Koalition geht auf ein Positionspapier des RWI* zurück, in dem argumentiert wird, für ein solches Verfahren spräche die Informationsasymmetrie zwischen Politik und Wirtschaft, da nur die Kernkraftwerksbetreiber wüssten, was man für längere Laufzeiten aus betriebswirtschaftlicher Sicht bezahlen dürfe. Die Autoren verweisen dabei sogar auf das Erfolgsbeispiel der Versteigerung der UMTS-Lizenzen – exemplarisch für die Versteigerer, versteht sich.
Man kann natürlich grundsätzlich darüber diskutieren, ob ein „Ausstieg vom Ausstieg“ (der Kernkraft) sinnvoll ist, der in erster Linie dem Druck leerer Staatskassen geschuldet ist. Und ob angesichts der Aussicht auf hohe Gewinne wirklich gewährleistet ist, dass jedes Kraftwerk – wie im Positionspapier gefordert – nur nach Bestehen „strengster“ Sicherheitsprüfungen weiter betrieben werden darf. Gerade während der Finanzkrise haben wir es doch erlebt: Wenn hohe Gewinne in der Gegenwart winken, werden jene oftmals zu Lasten hoher Risiken in der Zukunft vom Tisch genommen. Auch im Falle der Laufzeitversteigerung droht eine solche Gefahr mangelnder Sebstkontrolle.
Was das Ganze am Ende tatsächlich mit UMTS zu tun hat, können Sie Morgen an dieser Stelle lesen.
*Manuel Frondel, Justus Haucap, Christoph M. Schmidt: AKW Laufzeiten: Versteigern statt verschenken, ein Vorschlag zur Lösung der energiepolitischen Tragödie, Positionspapier 35 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung vom 12. März 2010