Apokalyptische Arbeitsmarktzahlen in den USA
EUR USD (1,0835) Also war ich doch zu optimistisch, wenn ich etwa die gestern publizierten US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 27. März betrachte. Nicht weil ich mich mit einer eigenen Prognose zu optimistisch positioniert hätte – derlei steht mir nicht zu. Vielmehr habe ich daran geglaubt, dass die Bandbreite der von Bloomberg befragten 37 Ökonomen für diese Zahl weit genug sein müsste, als dass das tatsächliche Ergebnis noch zu einer (negativen) Überraschung führen könnte. Dieses Vorhersageband reichte nämlich von 800 Tsd. bis 6,5 Mio. Erstanträgen (6,5 Mio. war übrigens bis gestern auch noch ein Ausreißer). Aber der erwartete „worst case“ sollte sich als noch schlimmer erweisen: 6,648 Millionen US-Bürger stellten einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe – mehr als doppelt so viele wie die Rekordzahl von rund 3,3 Millionen aus der Woche davor.
Unsichere Prognosen mit unsicherer Basis
Aber mit den Vorhersagen hat es ohnehin derzeit so seine Bewandtnis. Man braucht nur auf die Corona-Krise zu blicken, bei der man auch nicht weiß, wie hoch die Zahl der Infizierten tatsächlich ist. Aber es wird mancherorts mit wenig fundierten Zahlen hantiert, auf denen Prognosen, Szenarien und Entscheidungen für die weitere Entwicklung der Pandemie basieren. Zahlen, anhand derer der etwaige Höhepunkt der Krise errechnet und auch viele andere Schlüsse gezogen werden. Daraus dann auch noch auf ökonomische Entwicklungen zu schließen ist schon ein Kunststück.
US-Arbeitsmarktbericht unter Unsicherheit
Dasselbe gilt auch für den heute zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitsmarktbericht – ich spare mir die Aufzählung der Prognosedaten an dieser Stelle. Denn wie wir bereits am Mittwoch erfahren durften, reichte beispielsweise die Erfassung der neu geschaffenen Stellen bei der privaten Arbeitsmarktagentur ADP für den gesamten März tatsächlich nur bis zum zwölften des Monats. Ein Umstand, den die Auguren überwiegend nicht berücksichtigt haben dürften und durch den der Stellenrückgang von lediglich 27.000 eine dramatische Situation mehr als beschönigt wurde.
Ohnehin konnten die Daten von gestern weder den US-Aktienmärkten noch dem Dollar etwas anhaben. Beide zogen nämlich bis zum Handelsschluss weiter an, und der Euro beendete die Sitzung mit einem weiteren Schwächesignal. Denn es entstand ein kurzfristiger Abwärtstrend mit Risiko bis 1,0500. Die Gesamtlage bleibt auf jeden Fall für den Euro ungünstig, solange er sich unterhalb von 1,1030 bewegt.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.