Dollar am Morgen Märkte

Angst vor Ansteckung

am
3. Februar 2020

EUR USD (1,1080)             Wer in der vergangenen Woche das Geschehen im Handel des Euro gegenüber dem US-Dollar verfolgt hat, dürfte sich am Freitag möglicherweise verwundert die Augen gerieben haben. Sofern man für die Beurteilung der Kursbewegungen während der Handelszeit allein die aktuellen Fundamentaldaten herangezogen hat. Denn immerhin hat es der Euro geschafft, zum ersten Mal in diesem Jahr eine Handelswoche mit einem Plus zu beenden.

 

Kein Appetit auf Euro-Shortpositionen

Dabei sah es gar nicht einmal danach aus, als am Freitag die ersten ökonomischen Daten zu bewerten waren. Sei es die Publizierung der deutlich schlechter als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsatzzahlen für Deutschland im Dezember. Oder noch gravierender: die vorläufigen Wachstumszahlen für die Eurozone. Diese waren im vierten Quartal 2019, da für Frankreich und Italien überraschenderweise eine Schrumpfung notiert werden musste, so niedrig wie zuletzt im Jahr 2013 (+0,1 Prozent ggü. Vorquartal) ausgefallen.

Aber auch wenn der ebenfalls vorläufig veröffentlichte Konsumentenpreisindex der Eurozone für Januar mit einem Plus von 1,1 Prozent in der Kernrate die Ökonomen leicht enttäuscht haben mag, dürften diese insgesamt unerfreulichen Zahlen innerhalb des EZB-Rats kaum zu einer Änderung des geldpolitischen Kurses führen. So gesehen kann man es verstehen, dass die Motivation der Händler, den Euro zu shorten, trotz aller Risikoaversion in den Finanzmärkten, nicht gerade ausgeprägt war.

Vielleicht war der Währungshandel aber auch deswegen etwas lebhafter, als es an den Aktienmärkten hierzulande und später in den USA nicht gerade ruhig zuging. Denn die Negativ-Nachrichten zum Corona-Virus – darunter auch einige irreführende Meldungen – wollten nicht abebben. Zwar kann man trotz des größten Tagesverlusts des breitgestreuten S&P 500 Aktienindex von 1,7 Prozent in diesem Jahr nicht von einem Kontrollverlust der Akteure oder gar einer Panik sprechen. Aber möglicherweise von einer vom US-Bondmarkt ausgehenden Angst vor Ansteckungsgefahr. Dort war nämlich die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen vorübergehend auf den niedrigsten Stand seit Anfang September 2019 gefallen.

 

Zurück in der Komfortzone

Gut möglich, dass schließlich am Freitagnachmittag weitere ökonomische Daten, dieses Mal aus den USA, zu dieser schlechten Marktstimmung beitrugen. Dabei mag die Entwicklung des für die US-Notenbank maßgeblichen Index der Privaten Konsumausgaben (PCE) in der Kernrate – für Dezember hieß das ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr – nicht einmal für Irritationen gesorgt haben. Auch wenn das von der Fed angepeilte Inflationsziel von 2 Prozent damit ein weiteres Mal weit verfehlt wurde. Letzteres galt auch für den Chicago Einkaufsmanagerindex, der mit 42,9 die Median-Prognosen der Ökonomen gleich um 6 Punkte unterschritt und damit den zweitschlechtesten Wert seit 20 Jahren zeitigte. Auch wenn sich Ökonomen über die Zuverlässigkeit dieses Indikators streiten mögen, befindet sich die Entwicklung des Chicago PMI der vergangenen zwölf Monate deutlich im Abwärtstrend. 

Zu jenem Zeitpunkt hatte der Euro – genau genommen handelte es sich um eine Dollarschwäche – mehr als die Hälfte seines Tagesgewinns absolviert. Dass sich der Dollar so auffallend schwach präsentierte, mag auch den deutlich veränderten impliziten Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich einer Leitzinssenkung der Fed von 25 Basispunkten bei ihrer kommenden Sitzung im März zuzurechnen sein. Diese Wahrscheinlichkeit wird nämlich vom CME FedWatch-Tool mit rund 27 Prozent berechnet – in der Vorwoche betrug dieser Wert noch unauffällige 4 Prozent.  

Am Ende bleibt zumindest eine Erkenntnis: Der Euro hat es wieder einmal nicht geschafft, an der Unterseite trotz mehrerer Anläufe mehr Abwärtsmomentum zu entwickeln. Stattdessen befindet sich die Gemeinschaftswährung halbwegs stabil etwa in der Mitte ihrer „Komfortzone“, die sich von 1,0975/80 bis 1,1180 erstreckt.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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