Am besten: Mund halten
Es hatte schon fast etwas von einer Komödie, wenn man sich zu Gemüte führt, was die G7-Staaten im Vorfeld des G20-Treffens der Finanzminister und Notenbanker produziert haben. Während man auf der einen Seite mit einem offiziellen Währungs-Statement Einigkeit zeigen und die Politik Japans zumindest verbal nicht unterlaufen wollte, hat man es dann offenbar doch mit der Angst zu tun bekommen. Denn die Devisenhändler verstanden das Kommuniqué implizit als Einladung, den Yen offenbar weiterhin ungestört Short gehen zu können, was sich umgehend im Wechselkurs niederschlug. So gesehen, wirkte der mysteriöse unbekannte Offizielle der G7, der kurze Zeit später mitteilte, die Märkte hätten deren Statement völlig falsch verstanden, wie eine Notbremse: Man habe sehr wohl auf Japan [wegen der expliziten Äußerung seines Premiers Abe zum Yen] gezielt. Auch wenn die Bemerkungen des G7-Offiziellen vom US-Finanzministerium und auch von Großbritannien dementiert wurden, bleibt bei den meisten Akteuren ein Gefühl, man sei sich innerhalb der G7 in Sachen Währungspolitik nicht einig.
Uneinigkeit eher vordergründig
Aber diese Uneinigkeit mag vielleicht nur vordergründig als solche erscheinen. Denn sowohl an den Märkten als wahrscheinlich auch innerhalb der G7 dürfte man sich darüber einig sein, dass die quantitativen Lockerungsprogramme in den USA, Japan und Großbritannien letztlich nicht ohne Auswirkung auf den Außenwert ihrer Währungen bleiben können. Deswegen sogleich von einem Währungskrieg zu sprechen, halte ich ohnehin für übertrieben (vgl. hier), selbst wenn der japanische Premier im Dezember vergangenen Jahres geäußert hatte, es mache einen großen Unterschied ob der Yen bei 80 oder 90 JPY pro Dollar gehandelt wird. Und selbst wenn EZB Präsident Mario Draghi beim G20-Treffen das Währungsthema auf den Tisch bringen möchte, dürfte es eine ausgemachte Sache sein, dass der Yen im internationalen Reigen, gefolgt vom britischen Pfund und dem US-Dollar die schwächste Währung darstellen sollte. Und der Euro die stärkste Valuta. Sogar ein Euro von 1,50 oder gar 1,60 USD dürfte für die Eurozone keine riesigen Probleme darstellen, sofern diese Aufwertung langsam von statten geht. Und das ist die eigentliche Sorge der G7: Im Grunde besteht Einigkeit, allein das Tempo, wie die Adjustierung der Wechselkurse vor sich geht ist für viele zu hoch. Das tatsächliche Problem liegt also darin, wie man die Geschwindigkeit unter Kontrolle bekommt. Dabei sind die Mittel der Zentralbanken erfahrungsgemäß beschränkt. Aber es macht eben einen Unterschied, ob man eine lockere Geldpolitik verfolgt und deren Wirkung auf den Wechselkurs unkommentiert lässt, oder, wie in Japan geschehen, dieses Thema explizit ins Spiel bringt. Am besten also: Mund halten.
Reden sollten indes die mittelfristig orientierten Akteure am deutschen Aktienmarkt, die die Börse Frankfurt jede Woche nach ihrer Marktmeinung befragt. Die dazugehörige Analyse von mir finden Sie hier, während sich Gianni Hirschmüller dieses Mal um die Details gekümmert hat.