Märkte Wirtschaft

Notenbanken auf dem Rückzug

am
28. Februar 2014

Das jüngst veröffentlichte Protokoll des Offenmarktausschusses der vergangenen FedSitzung hat den Anlegern an den Finanzmärkten einmal mehr vor Augen geführt, dass die Notenbank ihren im Dezember 2013 eingeschlagenen Weg fortsetzen wird: Die extrem großzügige Versorgung der Märkte mit Liquidität durch Anleihekäufe wird peu à peu zurückgefahren (tapering). Aber aus dem Protokoll wird auch ersichtlich, wie weit die Diskussionen tatsächlich gediehen sind. Denn längst ist nicht mehr nur von Tapering die Rede, sondern man denkt in Fed-Kreisen auch über eine Veränderung der geldpolitischen Leitlinie (forward guidance) nach. Weil sich die ökonomische Situation in den USA gemessen am Arbeitsmarkt besser als ursprünglich gedacht entwickelt hat, wird nun von einigen Mitgliedern des Ofenmarktausschusses auch eine Beendigung der ultraniedrigen Zinsen ins Spiel gebracht.

Die Bank von England hat es bereits vorgemacht und denkt bei gleichbleibenden ökonomischen Rahmendaten für das Frühjahr 2015 an ein Ende der Niedrigzinspolitik. Auch wenn die Zinsen in Großbritannien danach nur ganz langsam nach oben gehen sollen, werden sich die Anleger wahrscheinlich schon bald Gedanken machen, was dies für die Aktienmärkte hierzulande bedeuten wird. Wird die US-Notenbank dem britischen Beispiel folgen? Kann die EZB angesichts dieser Entwicklung überhaupt noch weiter die Zinsen senken? Ist mit dem Ende der großzügigen Geldpolitik der Notenbanken auch ein Ende der Aktien-Hausse verbunden? Droht womöglich Crash-Gefahr? Oder vertrauen die Investoren dies- und jenseits des Atlantiks auf eine sich selbst tragende globale Wirtschaft, bei der die Hilfe von den Notenbanken keine wesentliche Rolle mehr spielt?

Mit den möglichen Szenarien, die sich aus einer veränderten Notenbankpolitik ergeben können, beschäftigt sich mein jüngster WebTV-Beitrag (hier), den ich gestern für die WGZ Bank erstellt habe.

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1 Kommentar
  1. Antworten

    Roman Kurevic

    28. Februar 2014

    Guten Morgen,

    zu Notenbanken fällt mir nicht mehr viel ein; ein Endtermin war 2014, dann 2015 (darf´s noch ein wenig mehr sein?!?). Wenn die Arbeitlosenrate < x%..jetzt wieder doch nicht. Die Notenbanken werden vermutlich nur dann das "Spiel des ewigen Gelddruckens" aufgeben, wenn der Markt dies über steigende langfristige Zinsen erzwingt. Wenn die BoE bereits mehr wie 30% aller Gilt´s hält und der Regierung die fälligen Zinsen nach Eingang sofort "erstattet", würde ich doch mal als Regierungschef mal anfragen, ob nicht auch 100% gehen würden? Die englische Regierung müsste dann wenigstens keine Zinsen mehr bezahlen?! Das fänden alle anderen Länder und Regierungschefs bestimmt auch toll... Sowohl in Japan (Exporte zuletzt stark negativ), aber auch in anderen Ländern (USA S&P500 Gewinne fallen seit 6 Quartalen), zeigt sich eines ganz deutlich: Notenbanken sind völlig überfordert und wenn in der Eurozone die Kreditvergabe weiter in diesem Tempo fallen sollte..wird man dann die Zinsen erhöhen (eher nicht), oder keine Bonds mehr kaufen (eher nicht)...weitermachen wie bisher wird die Devise sein, denn die Marktteilnehmer setzen immer stärker darauf...sollten Rentenkurse fallen...FED, BoE, EZB usw. werden es schon richten. Aktien zu teuer, aber alternativlos..wenn´s dann doch fallen sollte wird es schon einen "kostenlosen" Put von der Notenbank geben. Geschönte Inflationszahlen, fallende Reallöhne, weniger qualitativ gut bezahlte Arbeitsplätze und eine starke Verarmung der Bevölkerung weltweit, sind die traurigen Entwicklungen von QE. Nur in der Finanzbranche, welche direkt hiervon profitiert, sieht man dies naturgemäss anders. Wenn man den Teich austrocknen will, darf man eben nicht die Frösche fragen. Mit freundlichem Gruß Roman Kurevic

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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