Märkte

Weniger ist manchmal mehr

am
27. April 2011

Wer am Gründonnerstag in Silber investiert war, muss sich hierzulande mit einem richtig guten Gefühl ins verlängerte Osterwochenende verabschiedet haben. Nicht nur, weil für die Jahreszeit ungewöhnlich warmes und schönes Wetter vorhergesagt worden war. Sondern – was viel wichtiger war – weil der Silberpreis bis knapp 46 USD pro Unze gestiegen war. Ein Gefühl wie im siebten Himmel!

Und wer dann am folgenden Dienstag früh auch noch das erste Mal seit vier Tagen auf den Bildschirm blickte und feststellte, dass die 46-USD-Marke mittlerweile überschritten worden war, lebte immerhin in dem Gefühl, einen kleinen Extragewinn gemacht zu haben. Eine Entwicklung, die normalerweise zu Risikoaversion, meist sogar verbunden mit einer Realisierung aufgelaufener Gewinne, führt.

Betrachtet man jedoch die Entwicklung des Silberpreises über Karfreitag und vor allem am Ostermontag etwas genauer, so sieht die Welt nicht mehr so heil aus: Der Preis des Edelmetalls war zwar am Dienstag verglichen mit vergangenem Donnerstag ein bisschen höher. Aber im Verhältnis zum Ostermontag, als beinahe an der berüchtigten 50-Dollar-Marke gehandelt wurde, hatte Silber einen herben Verlust hinnehmen müssen: Mehr als drei Dollar! Mit gravierenden Konsequenzen.

Denn die meisten Investoren verhalten sich in einer Verlustsituation nicht risikoscheu, sondern risikofreudig. Mit der Folge, dass sogar jeder weitere Preisrückgang mit abnehmender Sensitivität wahrgenommen wird. Eine Verhaltensweise, die sich vor allen Dingen dann als kostspielig herausstellt, wenn die Abwärtskorrektur noch viel weiter tragen sollte oder gar der Aufwärtstrend zum Ende gekommen sein sollte.

Anders ausgedrückt: Unser Risikoverhalten hängt nicht von der absoluten Performance eines Investments ab, sondern davon, ob man sich gegenüber einem Referenzpunkt im Gewinn-  oder im Verlustbereich befindet. In diesem Fall kann man durchaus behaupten, weniger Information sei besser gewesen als das Wissen um die genaue Entwicklung des österlichen Kursverlaufs.

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3 Kommentare
  1. Antworten

    Helmut Umgeher

    29. April 2011

    Wer sich kleinlich über einen kleinen Pups nach unten mokiert, sollte besser nicht mit Aktien oder Rohstoffen spekulieren, sondern sein Geld im Sparstrumpf verwahren. Da Silber zu den wenigen Rohstofen gehört, die nach seiner Verarbeitung auf immer aus dem Verkehr gezogen sind, der Markt nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen schreit und ein vermehrter Bedarf an immer besseren Akkus einsetzt, wird verstehen, das die Silberminen nicht mit erhöhter Förderung reagieren, sondern mit einem künstlichen Engpass die Preise nach oben treiben wollen. Daher, kaufe Silber, wre und wieviel man bekommen kann – der Gewinn ist sicher!

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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