Märkte

Skepsis überwiegt

am
29. März 2012

Die jüngste Entwicklung bei der Stimmung der institutionellen Investoren, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt, hat uns gestern etwas befremdet. Denn trotz des wirtschaftlich eigentlich guten Umfeldes in Deutschland, hat sich die Zahl der Optimisten nochmals verringert. Dies, obwohl das Börsenbarometer seit Mittwoch vor acht Tagen immerhin eine recht ordentliche Abwärtskorrektur produziert hatte. Aber diese „Kaufgelegenheit“ wollte zumindest hierzulande niemand nutzen. Dies ist umso erstaunlicher, da auch aus den USA zumindest seitens der Fed unterschwellig positive Signale zu vernehmen waren: Nachdem sich anfangs noch die Zinsfalken relativ stark zu Wort gemeldet hatten, trat dies angesichts diverser Vorträge und Reden des Fed-Präsidenten in den Hintergrund. Denn Ben Bernanke hatte sich zwischen den Zeilen mindestens für eine Beibehaltung der quantitativen Lockerungsprogramme immer wieder stark gemacht.

Aber wegen des bevorstehenden Treffens der EU Finanzminister am kommenden Wochenende (vor einigen Monaten noch Routine), scheint man sich hierzulande wieder mit Skepsis bedecken zu müssen. Ja, es wird natürlich viel diskutiert werden. Dazu gehören die Größe der Rettungsschirme und des EU-Schutzwalls,  möglicherweise auch die Bewertung des Erfolges der Liquiditätsprogramme der EZB und Einschätzungen der Schuldensituation europäischer Problemstaaten.

Und nachdem Ben Bernanke in seinem vorgestrigen Interview bei ABC News deutlich gemacht hatte, er sehe bestenfalls einen moderaten Einfluss steigender Ölpreise auf die Inflationsrate und das verfügbare Einkommen der Verbraucher, scheint man jetzt seitens einiger Kommentatoren den Umkehrschluss zu ziehen. Wenn ein steigender Ölpreis die Strategie des leichten Geldes nicht negativ beeinflusst, dann sei ein fallender Ölpreis schlecht für die Aktienkurse, war zu vernehmen. Andere wiederum verwiesen gerade hinsichtlich der gestrigen korrektiven Entwicklung am Aktienmarkt darauf, der positive Bernanke-Effekt der vergangenen Tage sei nun am Abklingen.

Per Saldo bleibt also eine skeptisch bis negative Einschätzung der Entwicklung am Aktienmarkt, vor allem hierzulande, die letztlich auch durch das Stimmungsbild der oftmals in Aktien immer noch untergewichteten institutionellen Investoren bestätigt wird.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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