Dollar am Morgen Märkte

Schlechte Zeiten, gute Zeiten

am
9. Dezember 2019

EUR USD (1,1060)             Und wieder liegt eine bemerkenswerte Woche hinter uns. Was sich, bei oberflächlicher Betrachtung, allerdings nicht am Kursgeschehen im Devisenhandel ablesen lässt. Doch bietet dieses einen interessanten Spiegel dafür, wie sich die Stimmung unter den Finanzmarktteilnehmern von anfänglich enttäuscht innerhalb kurzer Zeit in eine optimistische Betrachtungsweise gedreht hat. Dabei waren zwei wichtige Einflussfaktoren im Spiel.

 

Vorwiegend bewölkt

Zum einen begann die vergangene Woche in Hinblick auf die ökonomischen Daten für die USA keineswegs ermutigend. Wenn man etwa die Entwicklung der ISM Einkaufsmanager-Indices betrachtet, die – im Gegensatz zu denen des Daten- und Informationsdienstes Markit – für den Monat November deutlich schlechter als erwartet ausfielen, braucht man sich über eine pessimistische Stimmung der Akteure eigentlich nicht zu wundern. Diese wurde auch noch durch die ebenfalls enttäuschenden Daten der privaten Arbeitsmarktagentur ADP am vergangenen Mittwoch verstärkt.

Und wer gedacht hatte, dass sich die ökonomische Situation in Deutschland gerade nach den leicht ermutigenden Einkaufsmanagerindices (Markit) hierzulande etwas verbessert haben könnte, musste sich am Freitag wieder einmal eine kalte Dusche gefallen lassen: Die Industrieproduktion fiel in Deutschland im Oktober im Jahresvergleich um 5,3 Prozent und damit deutlich schlechter als von den Ökonomen im Mittel erwartet aus – der stärkste Rückgang seit zehn Jahren.

Arbeitsmarktbericht euphorisiert

Aber der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag hat dann alle Zweifel und Sorgen mit einem Schlag beseitigt. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen war mit einem Plus von 266.000 für November so überraschend, dass ein TV-Kommentator sogar von den besten Zahlen sprach, die er jemals erlebt habe. Dabei muss man nur bis zum Januar zurückgehen, um einen Nonfarm-Payrolls-Zuwachs von mehr als 300.000 zu finden.

Zumindest eines ist mit diesen Zahlen klar geworden: Die Bedenkenträger in Sachen etwaiger Arbeitsmarktabkühlung wurden wieder einmal eines Besseren belehrt. Auch das vorläufige, von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen überraschte positiv, so dass vor allen Dingen die US-Aktienhändler eine ökonomisch ungünstig verlaufende Woche mit einem positiven Gefühl beendet haben dürften. Möglicherweise auch, weil das Prognosemodell der Fed von Atlanta, GDPNow, nach jüngsten Berechnungen nun von einem annualisierten Wachstum von 2,0 Prozent im vierten Quartal für die USA ausgeht.

Handelskonflikt dominiert

Was die Aktienmärkte dies- und jenseits Atlantiks angeht, dürften diese jedoch in erster Linie gar nicht so sehr von ökonomischen Entwicklungen, sondern in erster Linie von den Nachrichten im US-chinesischen Handelskonflikt getrieben worden sein. Auch dort gab es zu Wochenbeginn – vor allen Dingen durch negative Statements von US-Präsident Donald Trump verursacht – viel Negatives zu verdauen: Die Verschiebung der Phase eins eines möglichen US-chinesischen Handelsabkommens bis nach den US-Wahlen 2020, Strafzölle für Argentinien und Brasilien und Ähnliches. Aber einiges davon wurde ab Mittwoch wieder relativiert – offenbar hatte Donald Trump vieles gar nicht so gemeint. Seither wird wieder fleißig verhandelt, und der ökonomische Chefberater Donald Trumps, Larry Kudlow, war am Freitag eifrig bemüht, den Eindruck, die US-chinesischen Verhandlungen könnten ins Stocken geraten sein, schnell wieder zu verwischen.

Der Dollar hat in der vergangenen Handelswoche unterdessen vornehmlich auf die ökonomischen Daten reagiert, konnte allerdings seinen Wochenverlust auch gegenüber dem Euro nicht wettmachen. Letzterer konnte auch am Freitag kein entscheidendes Aufwärtsmomentum aufbauen. Im Gegenteil: Es gab einen deutlichen Rücksetzer. Und so beendete der Euro die Handelswoche mit dem größten Tagesverlust seit dem 25. September, wobei festzuhalten ist, dass noch am vergangenen Montag auch der höchste Tagesgewinn dieses Zeitraums markiert wurde. Am Ende bleibt für die Stabilität der Gemeinschaftswährung das Niveau von 1,1030 das Maß der Dinge. 

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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