Dollar am Morgen Märkte

Risikofreude mit Ansagen

am
5. Februar 2020

Nein, es waren gestern nicht die Devisenmärkte, die das Geschehen an den Finanzmärkten dominierten. Vielmehr lag das Augenmerk auf den Aktienmärkten dies-jenseits des Atlantiks. Und die haussierten eindrucksvoll. Und es dürfte nicht wenige Akteure gegeben haben, die bereits am Montag „mit angezogener Handbremse“ auf steigende Aktienkurse gesetzt hatten. Klar, dass im gleichen Zuge vor allen Dingen US-Staatsanleihen wieder an Boden verloren und von Rezessionsgefahren nicht mehr viel zu hören war.

Bei den Währungsmärkten zeigte sich ein weiteres Mal, dass gestiegene Risikofreude nicht zwingend mit einem festeren Euro-Kurs einhergehen muss. Denn die Gemeinschaftswährung geriet gegenüber einem Korb an verschiedenen Währungen, aber auch gegenüber dem US-Dollar während des gestrigen Handelstages abermals leicht unter Druck. Immerhin: Die typischen Fluchtwährungen Schweizerfranken und der japanische Yen gaben im Verhältnis zu Euro und Dollar gleichermaßen nach.

 

Angst davor, etwas zu verpassen

Nun ist es bei weitem nicht so, dass es bei der Bekämpfung des Corona-Virus einen nennenswerten Durchbruch gegeben hätte. Aber bereits tags zuvor konnte man feststellen, dass es die Börsianer an die Aktienmärkte zurückdrängte. Und die Tatsache, dass die Zahl der Virusinfizierten in China womöglich nicht mehr überproportional, sondern eher linear anstieg, dürfte bei vielen Finanzmarktakteuren eine Art Gewöhnungsprozess an negative Virus-Nachrichten eingeläutet haben. Wir erinnern uns: Am 19. Januar trat das Corona-Virus zum ersten Mal in stärkerem Maße in den hiesigen Medien auf. Und seitdem gab es an den Finanzmärkten in Europa und den USA zwar deutliche Reaktionen, aber zu keinem Zeitpunkt Anzeichen für einen Kontrollverlust oder gar eine Panik. Und nun scheint die Angst, die Wiederaufnahme des Aufwärtstrends womöglich zu verpassen, größer zu sein als die vor einer sich ausweitenden Corona-Virus-Epidemie.

 

Rezessionsvorbote auf dem Rückzug

Ein genauerer Blick auf die US-Anleihemärkte zeigt sogar, dass der Renditeabstand der 10-jährigen Treasuries gegenüber T-Bills mit 3-monatiger Laufzeit gestern wieder positiv notierte. Dies ist insofern von Bedeutung, als vielerorts ein negativer Renditeabstand als Vorbote einer Rezession in zwölf Monaten gesehen wird.

Unterdessen machte der ökonomische Chefberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow,  deutlich, dass er aufgrund der Corona-Virus-Epidemie mit einer Verzögerung des erwarteten „Export-Booms“ nach China rechnet, der sich aufgrund des US-chinesischen Phase-Eins-Handelsabkommens eigentlich einstellen sollte. Allerdings rechne er nur mit einem minimalen negativen Einfluss auf die US-Wirtschaft. Was natürlich nicht heißen soll, dass die USA (ich berichtete gestern HIER darüber) eine nachgiebigere Haltung hinsichtlich der von China im Teilabkommen mit den USA gegebenen Importversprechen einnehmen dürfte.

Schließlich gab es auch noch einige ökonomische Daten zu begutachten, die jedoch keinen nennenswerten Einfluss auf das Devisenkurs-Geschehen hatten. Die Rede ist zum einen vom Produzentenpreisindex des Monats Dezember für die Eurozone, der gegenüber dem Vorjahr um -0,7 Prozent wie erwartet nachgab. Zum anderen überraschte der US-Auftragseingang für die Industrie auf der positiven Seite. Allerdings wurde dieser Effekt für Dezember durch eine entsprechende November-Revision ins Negative wieder ausgelöscht.

Tatsächlich konnte sich die Gemeinschaftswährung zum Ende der europäischen Handelssitzung gerade noch oberhalb der Marke von 1,1030 halten, die Voraussetzung für ein stabiles Umfeld innerhalb der breit angelegten Komfortzone zwischen 1,0980 und 1,1180.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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