Raus aus der Gefahrenzone
Vermutlich war ich nicht der Einzige, der sich darüber gewundert hat, wie stark sich ausgerechnet der deutsche Aktienmarkt, gemessen am DAX, seit Wochenbeginn nach oben entwickelt hat. Klingt ja auch alles ziemlich plausibel: Keine neuen Raketentests aus Nordkorea, und die Schäden, die Hurrikan Irma verursacht hat, sind zwar teuer, aber dennoch deutlich niedriger ausgefallen als ursprünglich befürchtet. Da kann man schon mal zugreifen.
Ein Blick auf die jüngste Fondsmanagerumfrage von BofA Merrill Lynch vermittelt indes ein anderes Bild. Wie gehabt meiden Fondsmanager US-Aktien. Diese sind in ihren Portfolios so stark untergewichtet wie zuletzt im November 2007 – netto beträgt ihr Anteil 28 Prozent (Vormonat: 22 Prozent). Andererseits blieb die Übergewichtung in Aktien der Eurozone mit netto 54 Prozent gerade einmal 2 Prozent unter dem August-Wert, weswegen sich etwaige Kapitalabflüsse im deutschen Markt in Grenzen gehalten haben sollten.
Wieder einmal zu pessimistisch
Tatsächlich haben sich die Investoren während der vergangenen Wochen noch stärker als zuvor gegen Kursrückgänge in den Aktienmärkten abgesichert – per Saldo haben nur 27 Prozent der Befragten keine derartige Sicherung vorgenommen (Vormonat waren dies noch 36 Prozent!) und auch die durchschnittliche Kassehaltung von 4,8 Prozent ist nicht gerade als Zeichen hoher Risikofreude zu werten. Was auch kein Wunder ist, denn das größte Extrem-Risiko wurde in der Krise um Nordkorea gesehen, wobei gleichzeitig netto 30 Prozent der Investoren vom Platzen einer Blase am Aktienmarkt am wenigsten überrascht wären. Und das, obwohl netto 54 Prozent der Voten vom Aufkommen einer Rezession während der kommenden sechs Monate am meisten überrascht wären.
Die Entwicklung an den Finanzmärkten zeigt indes, dass die Ergebnisse dieser gestern publizierten Umfrage schon längst Makulatur sein dürften, denn sie wurde in zwischen dem 1. und 7. September durchgeführt, also zu einer Zeit, als die Krise zwischen den USA und Nordkorea ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hatte. Neue Allzeithochs an den US-Aktienbörsen sind sogar ein Indiz dafür, dass die jüngste Phase der Risikoaversion der Fondsmanager nunmehr beendet sein dürfte.
Wie sich derzeit die Stimmung bei den deutschen Börsianern entwickelt hat, können Sie meinem jüngsten Kommentar, den ich wie immer für die Börse Frankfurt im Rahmen der wöchentlichen Sentiment-Erhebung produziere, HIER entnehmen. Einen Videobeitrag zu diesem Thema finden Sie DORT.