Märkte

Prognosen im „künstlichen“ Aktienmarkt

am
15. Januar 2014

Was die Aktienmärkte angeht, scheint derzeit jede Menge Konfusion zu herrschen. Immerhin wird der US-Stratege der Deutschen Bank, Jim Reid, im Internet zitiert[1], die derzeit „künstlichen“ Märkte seien zu Gunsten der Bullen asymmetrisch verteilt. Danach gefragt, wie man denn durch diese „künstlichen“ Märkte steuern solle, räumte der Chef-Stratege später immerhin ein, dass die Märkte in diesem Jahr bei guten ökonomischen Daten sowohl nach oben als auch nach unten gegangen seien und sich bei schwächeren Daten einmal nach unten und ein anderes Mal nach oben bewegt hätten. Da hat der gute Mann nicht ganz Unrecht und es zeugt schon von einer großen Offenheit, wenn er de facto zugibt, wie schwierig das Prognosehandwerk geworden ist. Ein caveat habe ich allerdings anzufügen: Die Erkenntnis, Märkte sich nicht so verhalten wie die ökonomischen Daten es nahelegen, hatten wir auch schon in Zeiten weniger „künstlicher“ Märkte.

Da hat es sich Goldman Sachs schon wesentlich leichter gemacht, denn die Investmentbank hatte Anfang der Woche US-Aktien auf „Untergewichten“ gestellt, weil der S&P im Vergleich zu fast jeder Bewertungskennziffer zu hoch sei. Mehr noch sehe man das Risiko einer 10prozentigen Korrektur. Kein Wunder, wenn mancher Börsianer es hinsichtlich der oft marktbewegenden Worte von Goldman Sachs mit der Angst zu tun bekam.

Immerhin gab es aber auch einige Skeptiker, die der Prognose nicht vertrauten, weil diese womöglich nicht ohne Hintergedanken abgegeben worden sei, konnte ich kurze Zeit später lesen. Tatsächlich können sich große und schwere Marktteilnehmer nur in einem Umfeld kursschonend bewegen, in dem sie die anderen Akteure davon überzeugen, das Gegenteil von dem zu tun, was sie selbst vorhaben. Sprich: Wer als großer und schwerer Marktteilnehmer möglichst unbemerkt Aktien kaufen möchte, muss dies in einem Umfeld tun, wo die anderen Marktteilnehmer davon überzeugt sind, dass es mit den Kursen nach unten geht. Und vice versa.

Auch deswegen war ich gespannt, was in den Köpfen der Börsianer angesichts des heutigen starken Marktes und der bearishen Goldman-Prognose wohl denken würden. Eine Antwort haben wir wie immer mittwochs von der Börse Frankfurt erhalten, deren Stimmungsumfrage Gianni Hirschmüller (hier) kommentiert hat. Was dies in konkreten DAX-Punkten bedeutet, habe ich dieses Mal in der Detailanalyse (hier) erörtert.

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1 Kommentar
  1. Antworten

    DW

    23. Januar 2014

    Und jetzt frag mal nach, wer alles Vorstand bei Goldman Sachs war und jetzt oberster europäischer Währunghüter ist?

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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