Dollar am Morgen Märkte

Nur ein minimales Einlenken

am
15. Oktober 2019

EUR USD (1,1025)             Erwartungsgemäß verlief der Euro-Handel gestern in engen Bahnen. Nicht zuletzt, weil die Anleihemärkte wegen des Columbus Day in den USA geschlossen blieben. Dabei hatten die Akteure an den Finanzmärkten einiges an Neuigkeiten zum US-chinesischen Waffenstillstand im Handelskrieg zu verarbeiten. Und skeptische Kommentatoren monierten schnell, die sogenannte „Phase One“ des vereinbarten Teilabkommens sei nicht einmal das Papier wert, auf dem es [noch] nicht geschrieben sei. Denn es hatte schon etwas Entlarvendes, als Finanzminister Steven Mnuchin gestern dem TV-Sender CNBC gegenüber äußerte, er gehe davon aus, dass die Strafzölle in Kraft treten würden, falls es keinen Deal gebe. Um dann ganz schnell hinzuzufügen: „Aber ich erwarte, dass wir einen Deal haben werden.“ Stunden zuvor gab es nämlich Berichte aus Peking, die einige Zweifel aufkommen ließen. Denn der tolle Deal wurde in den chinesischen Staatsmedien vorsichtig als ein „bilaterales Arrangement “ bezeichnet, um den Weg für weiterreichende Gespräche zu ebnen. Auch wolle China, so Medienberichte, weitere Gespräche führen, bevor das [Teil]abkommen tatsächlich unterzeichnet werde.

 

Nicht mehr als ein Zweck-Waffenstillstand

Knackpunkt für eine offenbar erneute Entsendung einer chinesischen Delegation in Richtung Washington, um ein schriftliches Abkommen vorzubereiten, scheinen die für den 15. Dezember geplanten Strafzölle der USA auf chinesische Importe zu sein. Strafzölle, die aus chinesischer Sicht erst einmal beseitigt werden müssten, wie zu erfahren war. Obwohl beide Seiten immer wieder durchblicken lassen, dass es bei den US-chinesischen Verhandlungen in der vergangenen Woche Fortschritte gegeben habe, wird man den Eindruck nicht los, es handele sich um einen Waffenstillstand im Handelskrieg, den beide Seiten zwar temporär benötigen, der aber keine allzu hohen Commitments mit sich bringen darf. Denn US-Präsident Donald Trump muss sich zuhause vor allem mit der Impeachment-Untersuchung herumschlagen, während sich China nach wie vor mit den Unruhen in Hongkong befassen muss.

 

Weiterer Abschnitt der Zinsstrukturkurve wieder positiv

Unterdessen möchte ich noch eine andere Entwicklung aus der vergangenen Woche nachtragen. Denn der Optimismus zum Verlauf der US-chinesische Handelsgespräche hat – wenn auch nicht ausschließlich – dafür gesorgt, dass ein weiteres (vermeintliches) Anzeichen für eine drohende Rezession in den USA (in sechs bis 24 Monaten) verschwunden ist. Gemeint ist die Zinsstrukturkurve, deren viel beachteter Renditeabstand zwischen den Fälligkeiten zehnjähriger Staatsanleihen und T-Bills mit einer dreimonatigen Laufzeit nun wieder positiv ist. Genauso wie schon seit einiger Zeit der Abstand zwischen Staatsanleihen mit zehnjähriger und zweijähriger Laufzeit, der sich während der vergangenen Woche allerdings nur unwesentlich erhöht hat.

Dabei verwies ein Kommentator zu Recht darauf, dass der inverse Verlauf der Zinsstrukturkurve im Abschnitt zwischen der Rendite zehnjährigen Staatsanleihen und dreimonatigen T-Bills zuvor lange genug bestanden hätte, als dass man dieses Rezessionssignal einfach ignorieren könne. Darüber hinaus spiegelt der jetzige Verlauf der Zinsstrukturkurve auch das Bemühen der US-Notenbank wider, durch die Interventionen im Zuge der Verspannungen am Repo-Markt zum vergangenen Quartalsende (vgl. auch meinen Kommentar vom 23.9. HIER, Abschnitt „Kein echtes QE-Programm“), das kurze Ende der Zinskurve wieder unter Kontrolle zu bringen.

Unterdessen präsentierte sich der Euro mit einer Handelsspanne von knapp 40 Stellen gegenüber Freitag fast unverändert. Dabei bleibt die Position der Gemeinschaftswährung mit Potenzial bis 1,1085/90 (darüber 1,1240) stabil, solange sie sich oberhalb von 1,0975 bewegt.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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