Noch einmal Griechenland
Als ich kürzlich die Geschichte von einem wohlhabenden Griechen hörte, der angeblich eine Luxuskarosse bestellt hatte, sich andererseits aber damit gebrüstet haben soll, dass er trotz stattlicher Einkünfte fast keine Einkommensteuer zu leisten habe, bin ich ins Grübeln gekommen. Schnell ist manch einer angesichts eines solchen Einzelfalls geneigt, die Griechen moralisch zu verurteilen – ein gedanklicher Kurzschluss, der dem Repräsentativitätsirrtum geschuldet sein mag. Wie unangemessen das derzeitig oft vernehmbare Gerede ist, gleich vom moralischen Versagen eines ganzen Volkes zu sprechen, zeigt sich an den jüngsten Enthüllungen über eine Schweizer Tochter der britischen Großbank HSBC (vgl. Swissleaks). Dabei wird hier nur beispielhaft deutlich, dass sich offensichtlich immer wieder eine kleine Elite unangemessen bereichert, zulasten einer großen Mehrheit, die, wie im Falle Griechenlands, sogar massiv leidet.
Während die Griechenland-Krise noch längst nicht gelöst ist, zumal die Verhandlungspartner, die neue griechische Regierung und die Vertreter der Eurozone, jeweils sehr hohe (psychische) Commitments eingegangen sind, scheinen sich die Anleger hierzulande längst an das Drama gewöhnt zu haben. Dies hat sich auch in der heutigen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt niedergeschlagen, die ich HIER kommentiert habe.