Noch ein langer Weg
Die Stimmung zwischen institutionellen und privaten Anlegern scheint weiter auseinander zu driften. Während letztere sich per Saldo genauso optimistisch wie vor fünf Wochen zeigen, üben sich die institutionellen Entscheider in Zurückhaltung. In dieser Gruppe hat sich die Zahl der Bullen und Bären in fast gleichem Maße zurückgebildet, was möglicherweise auf die divergierenden Notenbanksignale zurückzuführen ist. Während man von der Europäischen Zentralbank eine weitere Lockerung und womöglich eine deutliche Senkung des Einlagenzinses – wahrscheinlich ohne ernsthafte Gegenwehr der Bedenkenträger Weidmann und Co. – erwartet, mehren sich seitens der US-Notenbank die Zeichen einer Zinserhöhung.
Allerdings ist eine Erhöhung des US-Leitzinses nicht in Stein gemeißelt. Natürlich bedarf es nun schon recht negativer ökonomischer Überraschungen, um die mittlerweile auf einen Zinsschritt eingestellte Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) noch einmal zu Umdenken zu bringen. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass dem FOMC die globale ökonomische Situation nicht gleichgültig ist. Und was uns von dieser Seite noch an Ungemach bevorstehen könnte, braucht nicht einmal auf China beschränkt zu sein. Man stelle sich nur einmal vor, der Wechselkurs des Euro gleite in der Hoffnung auf weitere Schritte der EZB oder aus anderen Gründen (Stichwort Portugal) weiter ab und fiele in einem dünnen Markt im Dezember sogar unter die Parität zum US-Dollar. Ob die Fed dann tatsächlich noch acht Tage vor Weihnachten mit einem Zinsschritt Öl ins Feuer gießen würde? – Ich hätte da meine Zweifel.
Mit anderen Worten: Bis Weihnachten ist noch ein langer Weg und die vielerorts erwartete Jahresschlussrallye, die von manchem Börsianer bereits seit Quartalsbeginn gefeiert wird, könnte noch erheblich abgebremst werden. Was das Stimmungsbild der Börsianer und die möglichen Folgen für den DAX angeht, habe ich meinen Kommentar für die Börse Frankfurt HIER hinterlegt.