Märkte

Keine Spur von Aufschieberitis

am
7. Mai 2014

Eigentlich müsste ich um Verzeihung bitten, dass ich in dieser Woche so schreibfaul gewesen bin. Aber zu meiner Entschuldigung sei gesagt: Ich war auf der re:publica, wo nicht nur die Verleihung des finanzblog award 2014 der comdirect (die Gewinner finden Sie hier), sondern auch eine Podiumsdiskussion stattfand, die ich hier bereits angekündigt hatte. Eigentlich ging es dort um das Thema „Lieber leben als zurücklegen – ist uns unsere Zukunft egal?“, aber letztlich führte uns die Diskussion in eine ganz andere Richtung, als der Titel es vermuten ließ.

Es ging demnach weniger um Aufschieberitis der Menschen, sondern um viele Facetten des Themas Geld. Und als wir Diskutanten dann am Ende einzeln gefragt wurden, welchen Tipp wir den Anlegern mitgeben könnten, spürte ich innerlich für einen Moment lang den vorwurfsvollen Blick meiner Schwiegermutter sel. a. auf mir ruhen. „Hast du mir nicht gesagt, mein Geld sei sicher?“

Für einen Augenblick stellte ich mir vor, wie ich meine Schwiegermutter gerne in den Arm genommen und wir dann gemeinsam überlegt hätten, wo mehr Zinsen als auf einem Sparbuch zu holen seien. Aktien? Lieber nicht. Gold? Das hatte sie schon. Sogar physisch. Immobilien? Ja, aber der Ärger mit den Mietern! „Extra-Rendite ohne Risiko gibt es nicht“ hätte ich Sie womöglich entnervt angeherrscht. Schon aus Rücksicht auf den Familienfrieden hätte ich wahrscheinlich lieber darauf verzichtet, ihr einen Anlagetipp zu geben und stattdessen verkündet: „Wenn Du keine Zinsen bekommst, musst du auch keine Zinsabschlagsteuer zahlen!“ Ich bin sicher, sie hätte mich hinsichtlich einer solchen Ersparnis sogar vielsagend angegrinst. Und für einen Augenblick hätten wir uns prima und ohne viele Worte verstanden.

Den Daxianern erscheint unterdessen das Grinsen gründlich vergangen zu sein, wenn man deren Erwartungshaltung sieht, die durch die jüngste Stimmungserhebung der Börse Frankfurt vermittelt wird. Immerhin leiden sie wenigstens nicht unter Aufschieberitis und scheinen für Schlimmeres wohl gewappnet. Meinen Kommentar dazu finden Sie an dieser Stelle.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE
4 Kommentare
  1. Antworten

    CPW

    8. Mai 2014

    Ich bleib weiterhin beim Gold, schließlich bewährt sich das schon 3.000 Jahre.

  2. Antworten

    Dipl.-Ing. (BA) Daniel Richter

    8. Mai 2014

    Schade, dass es beim Award nicht für Ihren Blog gereicht hat.

    • Antworten

      Joachim Goldberg

      8. Mai 2014

      Vielen Dank für die Blumen, aber „leider“ war ich Mitglied der Jury!

      • Antworten

        Dipl.-Ing. (BA) Daniel Richter

        9. Mai 2014

        Das hatte ich dann wohl falsch verstanden. In diesem Fall herzlichen Glückwunsch zum Posten in der Jury 🙂

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv