Keine Gewöhnungseffekte an Draghis Worte
Die Börsianer hierzulande scheinen immer noch die Worte Mario Draghis vom vergangenen Donnerstag als Indiz für baldige Staatsanleihekäufe durch die EZB und somit auch als wichtigstes Kaufargument für Aktien zu werten. Daran ändern auch die jüngsten eher falkenhaften Entgegnungen von Bundesbankpräsident Weidmann und anderen Ratsmitgliedern nichts. Interessanterweise scheint sich über diese Opposition zumindest kurstechnisch niemand mehr aufzuregen. Und selbst die Kommentatoren scheinen etwaigen Gegenwind für Mario Draghi eher selektiv wahrzunehmen zu verarbeiten und so auf die hinteren Seiten ihrer Blätter zu verbannen.
Dafür spricht auch die jüngste Stimmungserhebung der Börse Frankfurt, die ich HIER kommentiert habe. Interessant: Bei der Stimmung der institutionellen Akteure gab es im Vergleich zur Vorwoche per Saldo keinerlei Veränderungen!
Dennoch bleibt es für mich zumindest faszinierend, wie die Worte des EZB-Präsidenten seit dem berühmten „whatever it takes“ Ausspruch auf die Renditen der Staatsanleihen der Eurozone gewirkt haben. Anders ausgedrückt: Diese VerbaI-Intervention zieht nach mehr als zwei Jahren immer noch! Diejenigen, die den Worten Draghis geglaubt haben, werden, sofern denn auch Taten in Form von Staatsanleihekäufen folgen, gerne Ihre Bestände (vor allem an Anleihen aus den Staaten der Peripherie) an die Zentralbank auf dem derzeit hohen Kursniveau abgeben und so ihre Gewinne realisieren. Womit auch klar ist, dass sich – im Gegensatz zu vor zwei Jahren – die EZB zu den sonstigen Risiken auch noch ein Kursrisiko einkaufen könnte.