Hoffnung auf Wiederholung
Es gibt nicht wenige Ökonomen, die dem Treffen von Finanzministern, führenden Notenbankern sowie wichtigen Persönlichkeiten aus Forschung und Wissenschaft in Jackson Hole gerade in diesem Jahr besondere Bedeutung zumessen. Denn zum ersten Mal seit 2014 tritt EZB-Präsident Mario Draghi wieder als Sprecher bei diesem Symposium auf. Das letzte Mal, als Mario Draghi vor diesem Kreis eine Rede hielt, vor drei Jahren, dürfte vielen Akteuren an den Finanzmärkten noch in guter Erinnerung sein, hatte er doch seinerzeit den Beginn der quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) erstmals angedeutet. Obwohl bereits aus so genannten Kreisen der EZB kolportiert wird, dass der EZB-Präsident dieses Mal nicht die Bühne in den Rocky Mountains dazu nutzen würde, einen Ausstieg aus der selbigen Politik vorzubereiten, glauben doch nicht wenige Ökonomen an zyklische Gesetzmäßigkeiten, weil es so schön passt, also an eine Wiederholung der Geschichte und daran, dass Draghi am selben Ort das Ende eines Programms einläuten werde, an dem er einst dessen Beginn ankündigte.
Widerspruch? – Eine Frage der Position
Es sind übrigens häufig die gleichen Experten, die davor warnen, dass die Aufwärtsbewegung des Euro der EZB ein Dorn im Auge sei und dass die Zentralbank deswegen bei einem weiteren Anstieg der Gemeinschaftswährung zunächst nur verbal, womöglich aber sogar auch tatsächlich intervenieren werde. Damit wird Mario Draghi zu einem Balanceakt und letztlich zu einer taubenhaften Einstellung gezwungen, denn nur ein falsches Wort in Richtung einer möglichen Diskussion über eine geldpolitische Kursänderung könnte dem Euro Flügel verleihen und demzufolge angeblich innerhalb der Zentralbank zu schlaflosen Nächten führen. Also doch keine QExit-Ankündigung? Wer wird gewinnen? Der Glaube an die schöne Harmonie einer Wiederholung oder die Vernunft?
Am Ende ist jedoch alles eine Frage der Positionierung. Diejenigen, die im Euro long sind, hoffen auf einen Hinweis Draghis, diejenigen, die die Gemeinschaftswährung zuletzt ge-shortet haben, hoffen inständig, der EZB-Präsident möge doch ein Wörtchen des verbalen Einhalts – und sei es nur, dass die EZB den Wechselkurs genauestens beobachte – von sich geben. Unlängst habe ich sogar eine Interpretationsanleitung entdeckt, mit der ein Ökonom Hilfe dabei anbot, wie man entsprechende Worte Draghis auszulegen habe.
Zu denen, die einen festen Euro naturgemäß nicht mögen, gehören Investoren, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt. Wie jene die Situation am Aktienmarkt beurteilen, erfahren Sie von mir HIER in Schriftform und DORT als Video-Interview.