Dollar am Morgen Märkte

Hauptsache, es wird verhandelt

am
13. Mai 2019

EUR USD (1,1230)             Vergleicht man den Devisenhandel mit dem, was sich am vergangenen Freitag etwa an Wall Street abgespielt hat, kann man fast schon von stoischen Marktteilnehmern sprechen. Während nämlich die Euro-Dollar-Händler den Geschehnissen um den US-chinesischen Handelsstreit eine fast schon unheimliche Gelassenheit entgegenbrachten, spielte sich an den US-Aktienmärkten – zumindest was die Kursentwicklung des Tages angeht – vergleichsweise ein Drama ab, das allerdings in ein Happy End einmündete. Jedenfalls am Freitag. Aber auch ein Kursverlust des breitgestreuten S&P 500 Index von 2,2 Prozent innerhalb einer Woche seit der Trumpschen Strafzoll-Ankündigung zeugt nicht gerade von Panik. Den Akteuren genügte es offensichtlich, dass die Handelsgespräche zwischen den USA und China zumindest nicht abgebrochen wurden. Damit war immerhin die Minimal-Anforderung der meisten Finanzmarktakteure erfüllt; alles andere schien nicht so wichtig zu sein.

          Auch wenn sich der chinesische Chefunterhändler Liu He und US-Präsident Donald Trump sichtlich bemühten, nicht den Eindruck zu erwecken, man habe alle Kommunikationswege abgeschnitten, ist der Konflikt weiter fortgeschritten. Nicht nur, weil die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Erhöhung der Strafzölle auf weitere Importe aus China in Kraft getreten ist. Für bestimmte China-Importe im Wert von 50 Mrd. USD erhebt die USA ohnehin schon einen Strafzoll von 25 Prozent, ein Satz, der nun seit Freitag auf Importe in einem Volumen von weiteren 200 Mrd. USD Anwendung findet. Vielmehr lässt Donald Trump bereits jetzt schon Sonderzölle auf alle übrigen Importe aus China in Höhe von etwa 300 Mrd. USD vorbereiten.

 

Verhandlungen und Ultimatum

Obwohl die Verhandlungen doch so konstruktiv gewesen sein sollen, hat die Trump-Administration bereits deutlich gemacht, dass die neuen Strafzölle auf besagte 300 Mrd. USD in einem Monat in Kraft treten werden, sofern es bis dahin mit China keine Einigung geben sollte. Genauso lange dürfte es in etwa dauern, bis die bereits am Freitag erhöhten Zölle auf das Importvolumen von 200 Mrd. USD Wirkung zeigen. Denn die Abgaben werden nur auf neu verschiffte Güter, von denen die meisten dem Vernehmen nach auf dem mehrwöchigen Seeweg über den Pazifik abgewickelt werden, wirksam. Also nicht auf Produkte, die bereits in Richtung USA unterwegs sind.

          Den Euro hat dies am Freitag alles nicht beeinflusst, obwohl US-Handelsminister Wilbur Ross deutlich machte, dass Donald Trump bis zum 18. Mai eine Entscheidung hinsichtlich möglicher Auto-Zölle treffen werde. Maßnahmen, die natürlich auch die ökonomische Entwicklung der Eurozone negativ beeinflussen könnten. Dennoch hat die Gemeinschaftswährung zeitweise zugelegt. Und zwar nach Publizierung der US-Konsumentenpreise für April. Da aber der Konsumentenpreisindex in der Kernrate in etwa den Erwartungen entsprach und die Fed ohnehin bei ihren Entscheidungen ihr Augenmerk auf den Index der privaten Konsumausgaben (PCE) richtet, konnte die Gemeinschaftswährung ihren wenig überzeugenden kurzfristigen Abwärtstrend (1,12501,1060/65) immer noch nicht brechen.

 

 

 

Hinweis

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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