Grüße aus der Schweiz
Ja, die guten Wachstumszahlen aus der Schweiz haben auch mich überrascht. Aber nicht aus ökonomische Interesse, sondern, weil SNB-Direktoriumsmitglied Jean-Pierre Danthine sich sogleich bemüßigt fühlte, das Commitment der Nationalbank bestätigen zu müssen, sie werde die 1,20er Linie gegenüber dem Euro mit unbegrenztem Einsatz verteidigen. Tatsächlich soll die SNB heute Früh entweder selbst direkt als Käufer oder über eine Drittbank aufgetreten sein.
Tatsächlich besteht das Interventionsversprechen der Schweizer Nationalbank seit September vergangenen Jahres (vgl. hier und hier)und nicht wenige Akteure hatten sich seinerzeit bereits nach wenigen Wochen ausgerechnet, die SNB werde womöglich ihren Interventionsboden von 1,20 CHF pro Euro auf sogar 1,25 anheben könnte. Diese Hoffnung auf einen so genannten Free Lunch hatte im Devisenmarkt zum Aufbau milliardenschwerer Euro-Long-Positionen gegen Schweizer Franken geführt, die allerdings in den vergangenen Wochen während des starken Rückgang des Euro teils aufgelöst wurden. In der verständlichen Angst, die SNB werde im Zweifel ihr Versprechen nicht einlösen können. Mit der Folge, dass die SNB in großem Umfang als Euro-Käufer im Markt auftreten musste. Mehr noch dürften diese Käufe aus Risikoaspekten über andere Valuten, allen voran den US-Dollar, wegdiversifiziert worden sein, wodurch der Abwärtstrend des EUR/USD-Wechselkurs erst recht befeuert wurde.
Gute Wachstumszahlen beflügeln Fantasien
Die guten Schweizer Wachstumszahlen haben bei einigen Analysten sogar Spekulationen ausgelöst, die SNB werde es sich à la long – solange die Eurozone nicht auseinanderbricht und eine noch größere Krise auslöst – sogar leisten können, ihr Interventionsversprechen wegfallen zu lassen.
Dies hätte allerdings nicht nur zur Folge, dass sich bei der nächsten Krise und einem entsprechenden Kapitalfluss in die Schweiz wahrscheinlich kaum mehr Investoren finden dürften, die sich auf die Seite der Zentralbank schlagen möchten, um so einem unerwünschten Trend entgegenzuwirken. Ganz zu schweigen vom Abschreibungsbedarf der dann bei den Währungsreserven der SNB vorgenommen werden müsste.
Fluch des Commitments
Aber auch eine Erhöhung des Interventionsniveaus der SNB auf 1,25 CHF dürfte genauso wenig zur Debatte stehen. Weil sie die Zentralbank unnötig unter Handlungsdruck setzen würde, gepaart mit der Kritik, sie verhelfe Spekulanten zu einem Gewinn. Tatsächlich wird der SNB nur eines übrig bleiben: die Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses, egal was passiert. Das ist der Fluch dieses Commitments – einer Entscheidung, die nicht mehr ohne gravierende Folgen zurückgenommen werden kann.