Märkte

Gewöhnungsprozess an die Krise hat begonnen

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4. Februar 2015

Seit den Wahlen in Griechenland vom vorvergangenen Sonntag scheint die Börsianer kaum etwas anderes zu interessieren, als die Neuigkeiten um eine etwaige Neustrukturierung der Schulden dieses Landes. Dabei sorgt allein schon der Gewöhnungseffekt dafür, dass man sich vielerorts mental mit einem irgendwie gearteten Kompromiss zwischen den internationalen Gläubigern und Griechenland eingerichtet hat. Ökonomische Daten und Ähnliches spielen derzeit eher eine untergeordnete Rolle.

Dabei scheint selbst der US-Arbeitsmarktbericht, der am kommenden Freitag veröffentlicht wird, derzeit kaum jemand hinter dem Ofen hervorzulocken. Zumindest glaube ich nicht, dass eine besser oder schlechter als erwartet ausgefallene Entwicklung bei den neu geschaffenen Stellen (Nonfarm Payrolls) den Offenmarktausschuss der Fed in seinem Handeln beeinflussen wird. In einer Welt, wo die Notenbanken sich ohnehin mit sinkenden oder gar negativen Inflationsraten (ich hasse diesen Ausdruck!), geldpolitischen Lockerungsprogrammen, Deviseninterventionen bis hin zu Negativzinsen befassen müssen, wäre ein Ende des Zyklus ultraniedriger Zinsen in den USA –

möglicherweise sogar gefolgt von einer Serie steigender Zinsen – kaum denkbar und angesichts des festen US-Dollars kontraproduktiv. Wenn es überhaupt zu einer Anhebung der Leitzinsen jenseits des Atlantiks kommen sollte, dann allenfalls in Form einer kleinen symbolischen Zinserhöhung ohne weitere Schritte in diesem Jahr.

 

DAX-Sentiment bleibt flau

Unterdessen muss die Mehrheit der Börsianer fast mehr oder weniger tatenlos zusehen, wie ihnen hierzulande der DAX davonrennt. Während sich Privatanleger immer noch damit herausreden könnten, dass sie auch dieses Mal bei der Aktienmarktrallye nicht mitmachen müssen, gestaltet sich die Situation für die institutionellen Marktteilnehmer, die sich vergleichen lassen müssen, zunehmend schwierig – diese benötigen eine sehr drastische Korrektur bis in einen Bereich um etwa 10.100 DAX-Zähler, um mit den entgangenen Gewinnen der vergangenen vier Wochen halbwegs Frieden machen zu können. Wie es sonst um die Stimmung der Börsianer bestellt ist, habe ich wie immer für die Börse Frankfurt (HIER) kommentiert.

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2 Comments
  1. Antworten

    Michael

    5. Februar 2015

    Das Problem der Privatanleger bestand darin aus dem Euro rauszukommen. Die Gemeinschaftswährung ist nicht mehr vertrauenswürdig. Sie war es seit der ersten „Rettung“ nicht mehr. Wirkliche Privatanleger werden nach wie vor um Bankprodukte aller Art einen weiten Bogen machen. Aktien und Anleihen gehen. DAX nicht. Der DAX kann veranstalten, was er will. Am Ende des Euro wird auch der DAX am Boden liegen. 2+2=5-1 An der Normalisierung der Staatsfinanzen führt nichts vorbei. Obamacare als Konsum zu rechnen ist ganz schön frech. Das ist erzwungener „Konsum“, dazu noch die Zukunftstechnologie Fracking. Na prima, der nächste US-Präsident wird wieder vor einem Scherbenhaufen stehen.

    Nebenbei, seit wann steigen in einer „Deflation“ Aktienkurse wie blöde ? Entweder die Deflation oder die sehr hoch bewerteten Aktien sind falsch.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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