Dollar am Morgen Märkte

Euro-Schwäche und DAX-Stärke

am
12. September 2019

EUR USD (1,1010)             Normalerweise würden Devisenhändler einen Kursrückgang von temporär rund 70 Stellen, wie er sich am gestrigen Handelstag ereignete, kaum zur Kenntnis nehmen. Aber dennoch ist diese leichte Euro-Schwäche insofern bemerkenswert, als heute die EZB-Ratssitzung ansteht. Eine Sitzung, deren Ausgang von den Ökonomen nicht nur recht unterschiedlich eingeschätzt wird. Immerhin handelt es sich zudem auch um eine möglicherweise richtungsweisende Zusammenkunft der EZB-Entscheider mit großem Enttäuschungspotenzial für diejenigen, die auf ein massives geldpolitisches Stimulus-Paket setzen.

 

Gesenkte Wachstumsprognosen

Jetzt muss man die gestrige leichte Euroschwäche nicht zwingend einer Vorpositionierung mancher Marktteilnehmer zuschreiben, die ein geldpolitisches Feuerwerk der EZB erwarten. Man könnte es sich stattdessen auch einfach machen und die gestern publizierten gesenkten Wachstumsprognosen zweier deutscher Wirtschaftsinstitute als ursächlich für den Abverkauf der Gemeinschaftswährung sehen. Denn sowohl das Institut für Weltwirtschaft (IfW) als auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gehen nicht nur in diesem Jahr, sondern auch für 2020 von einem noch schwächeren deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) als zuvor aus. Das IfW rechnet sogar damit, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal wahrscheinlich um 0,3 Prozent schrumpfen wird und somit die Voraussetzungen für eine technische Rezession (zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einem schrumpfenden BIP) gegeben wären.

 

Indes: Fundamentaldaten haben für die Euro-Händler in den vergangenen Wochen nur eine untergeordnete Rolle gespielt, und auch jene negativen Prognosen dürften kaum jemanden wirklich überrascht haben. Ein Indiz dafür ist etwa der deutsche Aktienmarkt, der während der vergangenen beiden Wochen, gemessen am DAX, über 5 Prozent zugelegt und gestern den höchsten Stand seit Ende Juli markiert hat. Auch die jüngste Entwicklung an den Anleihemärkten spricht nicht für Risikoaversion.

 

Hohe Erwartungen

Die EZB wird es bei ihrer heutigen Sitzung jedenfalls schwer haben, den hochgesteckten Erwartungen vieler Finanzmarktteilnehmer zu entsprechen. Selbst wenn es zu einer Senkung des Einlagenzinses um 20 Basispunkte und einer eindrucksvollen Neuauflage der Anleihekäufe kommen sollte, bleibt zumindest das erhöhte Risiko bestehen, dass der Euro kurzfristig einen Sprung vollführen könnte. Denn trotz des gestrigen Kursrückgangs ist die Korrekturphase der Gemeinschaftswährung im derzeitigen kurzfristigen Abwärtstrend zwischen 1,1130/35 und 1,0885 nicht beendet worden. Denn dafür hätte 1,0985 (jetzt schwächer) an der Unterseite durchbrochen werden müssen; ein Niveau, das sogar dem gestrigen Abgabedruck standgehalten hat.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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