Er hat es gar nicht so gemeint
EUR USD (1,1080) Da sind sie nun glücklicherweise rechtzeitig aufgetaucht, die sogenannten Quellen, die zwar nicht genannt werden, aber nach eigenen Angaben ganz nah am US-chinesischen Verhandlungstisch verortet sein sollen. Jene wollten nämlich einem gestrigen Medienbericht zufolge Kenntnis davon erlangt haben, dass sich die beteiligten Parteien in Sachen Handels-Deal – wir sprechen immer noch von einem Teilabkommen, der sogenannten „Phase eins“ – wohl wieder einmal näher gekommen sind. Vor allen Dingen bezüglich der Rücknahme der Handelszölle, war zu vernehmen. Und US-Präsident Donald Trump, der sich noch an den beiden Tagen zuvor, insbesondere beim NATO-Gipfel in London am Dienstag, als der Herr der Strafzölle aufzuspielen schien, hat wohl, wenn man den Quellen folgt, alles gar nicht so gemeint. Und schon gar nicht sollte der Eindruck entstehen, die Handelsgespräche seien womöglich ins Stocken geraten.
Investoren haben es kommen sehen
Immerhin: Während der Dollar von dieser Meldung unbeeindruckt blieb, galt dies nicht für die Aktienmärkte. Aber man braucht sich eigentlich gar keine Sorgen zu machen, wenn man etwa die Stimmung bei den hiesigen institutionellen Investoren betrachtet, die die Börse Frankfurt allwöchentlich (vgl. gestern HIER) befragt. Diese scheinen den Braten irgendwie gerochen zu haben und haben sich von den Trumpschen Einlassungen am Montag und Dienstag gar nicht erst ins Bockshorn jagen lassen. Der Optimismus der Profi-Börsianer war jedenfalls bereits vor Veröffentlichung des Quellen-Geflüsters weiter gestiegen.
Dafür gab es von der US-ökonomischen Datenfront gestern wieder eine kalte Dusche, die die Börsianer nicht, wohl aber die Devisenhändler interessierte. Zum einen enttäuschte die Zahl der neu geschaffenen Stellen der privaten Arbeitsmarktagentur ADP, und zum anderen blieb auch der ISM-Einkaufsmanagerindex außerhalb des verarbeitenden Gewerbes hinter der Median-Erwartung der Ökonomen zurück. In einer ersten Reaktion geriet der Dollar abermals unter Druck und versetzte dem Euro gleichzeitig den von einigen Händlern sehnlichst erwarteten Anschub nach oben.
Euro-Anschub im Sande verlaufen
Nun mag es einer späteren, detaillierten Inspektion der ISM-Zahlen geschuldet sein, dass sich der Greenback wieder erholte. Denn bei genauem Hinsehen hatten sich die Neuaufträge und auch die Beschäftigungskomponente im November gegenüber dem Vormonat sogar verbessert. Dennoch gab es hier und da bereits erste Spekulationen, ob die US-Notenbank angesichts der bereits schwachen ISM-Zahlen der Industrie vom Montag sich womöglich bei ihrer Dezember-Sitzung genötigt sehen könnte, die Zinsen doch noch einmal um 25 Basispunkte zu senken. Aber wir erinnern uns: Die Fed will eigentlich erst wieder aktiv werden, wenn die Datenlage signifikant schwächer aussieht. In diesem Zusammenhang dürfte natürlich der US-Arbeitsmarktbericht am morgigen Freitag eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Indes: Die Fed Funds Futures (vgl. CME FedWatch Tool) lieferten gestern keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Fed am kommenden Mittwoch die Zinsen verändern wird.
Und so müssen wir für die Euro-Entwicklung des gestrigen Handelstages festhalten, dass mit 1,1090 zwar ein wichtiges Angebotsniveau überwunden wurde, aber das vielerorts erwartete Momentum am Ende doch nicht zustande kam. Die Tatsache, dass die Gemeinschaftswährung in einem – für manchen technisch orientierten Akteur – entscheidenden Augenblick wieder auf das gestrige Eröffnungsniveau zurückgefallen ist, hinterlässt auch bei uns einige Fragezeichen. Allerdings wäre der Euro erst nach Unterschreiten von 1,1030 als instabil einzuschätzen.
Hinweise
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.
Aus organisatorischen Gründen kann die nächste Ausgabe von Dollar am Morgen am Freitag nur in Form eines Kurs-Updates erscheinen – die nächste ausführliche Version gibt es wieder am kommenden Montag.