Märkte Politik

Die Woche nach Trumps Triumph

am
16. November 2016

senti_16112016-kopieGestern haben gleich zwei Schlagzeilen zu Sachwerten mein Interesse geweckt. Da las ich zum einen „Gold verliert fast ein Zehntel seines Wertes[1] , unter anderem wegen der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Wo doch von Goldman Sachs (und anderen Adressen) zuvor zu hören war, wenn Trump die Wahl gewänne, gäbe es zunächst einmal eine Phase mit viel Unsicherheit und das mache Gold attraktiv und werde dessen Preis nach oben treiben.

Doch es kam anders. Der Goldpreis stürzte im Verhältnis zum US-Dollar tatsächlich während der vergangenen Tage ab und zwar wegen der deutlich gestiegenen Renditen in US-Staatsanleihen und wachsenden Inflationsängsten, wie ich lesen konnte. Dabei waren doch die Auslöser für eine solche Entwicklung im Falle eines Wahlsiegs Donald Trumps bereits vor dem Wahltermin bekannt: Der designierte Präsident versprach deutlich sinkende Steuern und ein massives Infrastrukturprogramm. Damals wie heute war dieses Programm bekannt, und die Unsicherheit, wie viel davon tatsächlich umgesetzt würde, scheint mir immer noch genauso hoch wie vor dem 8. November.

Tatsächlich hat Gold in Euro gemessen gegenüber der Vorwoche gerade einmal 1,5 Prozent seines Wertes verloren – weil der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich an Wert gewann und so den temporären Goldverlust beinahe komplett wieder wettmachte. Neben dieser sehr kurzfristigen Betrachtungsweise eines eigentlich für viele Anleger langfristigen Engagements bleibt festzuhalten, dass das gelbe Metall im Einjahresvergleich und in Euro gemessen immer noch satte 13 Prozent vorne liegt!

 

Rotes Gold wieder im Aufwärtstrend

weinEin guter Bordeaux lohnt sich mehr als Aktien[2] erweckte ebenfalls mein Interesse, zumal ich als Weinliebhaber eigentlich nicht den Eindruck hatte, dass sich edle Bordeauxweine und andere große Gewächse derzeit in einem Aufwärtstrend befinden. In dem lesenswerten Interview der FAZ mit dem Chef des ältesten deutschen Weinhandels, Karl Johann Tesdorpf, geht es nämlich um Wein als Geldanlage. Und natürlich kann man für einzelne ausgewählte Premier Crus, etwa einen Chateau Lafite-Rothschild oder Chateau Petrus, tatsächlich massive Wertsteigerungen herauspicken. Auch weist Herr Tesdorpf darauf hin, dass der Wertzuwachs beim roten Gold im Gegensatz zu anderen Kapitalanlagen bislang noch nicht versteuert würde. Ein Argument, bei dem ich fast reflexartig entgegne, dass bei einer Kapitalanlage steuerliche Beweggründe niemals an erster Stelle stehen dürfen.

Und deswegen wollte ich es jetzt ganz genau wissen und zog die Entwicklung der Benchmark für noble Weine, den  Live-ex  Fine Wine 100 Index, zurate und konnte feststellen, dass die Preise für hochwertige Gewächse während der vergangenen 12 Monate um mehr als 22 Prozent angezogen hatten. Ob die Preise für rotes Gold womöglich schon bald wieder das Allzeithoch von Mitte April 2011 erreichen könnten?

 

In britischem Pfund gemessen

Leider basiert die Berechnung des Index auf Weinpreisen in britischen Pfund, so dass bei genauem Hinsehen für einen Euroland-Investor aufgrund der drastischen Pfund-Abwertung infolge des Brexit-Votums von diesem schönen Indexgewinn nichts übrig bleibt. Das gilt leider auch für DAX-Anleger, die im Ein-Jahres-Vergleich mit Ach und Krach bei pari liegen. Auf 5-Jahressicht ist der DAX-Investor jedoch mit einem Plus von mehr als 80 Prozent deutlich besser als der Weinliebhaber bedient – im gleichen Zeitraum verlor rotes Gold knapp 10 Prozent.

Natürlich werden Kritiker einwenden, dass solche Punktvergleiche willkürlich und nicht fair seien, denn gerade das rote Gold hätte sich vor fünf Jahren (ähnlich wie das gelbe Gold, das seither in Euro gemessen ähnlich schlecht performed hat) am Allzeithoch, also einem extremen Referenzpunkt, befunden. Aber die ganze Geschichte wird bei wertvollen Weinen sowieso erst dann interessant, wenn die Investoren eines Tages ihre wertvollen Bouteillen veräußern möchten. Beim Realisieren kann sich jedoch, wie übrigens bei vielen anderen Engagements in wenig liquiden und oft intransparenten Märkten auch, das, was auf dem Papier als satter Buchgewinn daherkam, schnell in einen essigsauren Verlust verwandeln.

Auch wenn man sich an DAX-Aktien im Falle massiver Wertverluste nicht optional betrinken kann, dürften sie von vielen Anlegern zumindest gegenüber liquiden und illiquiden Sachwerten bevorzugt werden. Daher habe ich mich auf die heutige Stimmungserhebung der Börse Frankfurt gestürzt, deren Kommentar Sie HIER lesen können.

 

 

[1] Vgl. Internetausgabe der FAZ, Finanzen, vom 15. November 2016

[2] Vgl. Internetausgabe der FAZ, Finanzen, vom 15. November 2016.

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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