Dollar am Morgen Märkte

Eine überzeugende Dollar Performance

am
10. Februar 2020

EUR USD (1,0950)             Die zurückliegende Handelswoche war nicht nur für Börsianer wegen der zurückgekehrten Risikofreude an den Finanzmärkten bemerkenswert. Auch die Devisenhändler konnten etwas mehr Aktivität als in den zurückliegenden Wochen beobachten. Nicht nur weil der US-Dollar fünf Handelstage hintereinander jeweils mit einem Plus abschloss. Im gleichen Zuge erlitt auf der Gegenseite der Euro den stärksten Wochenverlust seit Anfang November 2019. Jeden Tag ging es ein Stückchen weiter nach unten und mit 1,0940 auf das niedrigste Niveau seit dem 8. Oktober 2019. Zum einen wegen der mit abnehmender Besorgnis aufgenommenen Nachrichten zur Corona-Virus-Epidemie und der dadurch wieder ansteigenden Risikofreude. Andererseits wurde zum Wochenende aber auch offenkundig: Den sich verschlechternden Konjunkturdaten aus der Eurozone standen teilweise richtig gute US-Daten wie etwa zuletzt der Arbeitsmarktbericht für Januar gegenüber. Bemerkenswert, wie stark sich der Greenback präsentiert, obgleich die US-Notenbank mit ihrer asymmetrischen Haltung tendenziell eher eine lockere Geldpolitik bevorzugt.

Keine „Green Shoots“ in Deutschland

In Deutschland scheint es zumindest mit den sogenannten „Green Shoots“, einer ersten ökonomischen Erholung, wie man sie sich Ende Januar etwa aus den verbesserten Zahlen zum Einkaufsmanagerindex der Industrie (Markit) hätte erhoffen können, nichts zu werden. Denn die deutsche Industrieproduktion enttäuschte im Dezember – nach den bereits schwachen Zahlen zum Auftragseingang tags zuvor – abermals mit einem Minus von 3,5 Prozent (ggü. Vormonat). Und weil es sich gleichzeitig um den stärksten Rückgang seit mehr als einer Dekade handelte, sehen nun Kommentatoren mancherorts Deutschland bereits wieder in eine Rezession zurückfallen.

Aber nicht nur die deutschen Zahlen zur Industrieproduktion waren am Freitag schlecht ausgefallen. Auch Frankreich, Spanien und die Niederlande hatten diesbezüglich nichts Positives zu vermelden. Ja, es dürfen Zweifel angebracht sein, ob sich die Situation für die Eurozone im ersten Quartal dieses Jahres angesichts des im Januar um sich greifenden Corona-Virus, dessen ökonomische Folgen sich noch nicht in den Daten niedergeschlagen haben, tatsächlich verbessern wird.

 

Anker mit Wirkung

Es gab am vergangenen Freitag angesichts der kleinen Korrekturen an den Aktienmärkten in den USA und hierzulande vereinzelt Stimmen, die mutmaßten, dass das Corona-Virus von den Akteuren an den Finanzmärkten wieder stärker wahrgenommen würde. Allerdings ist das angesichts der prozentual nicht steigenden Zahl der Infizierten eher unwahrscheinlich.

Aber hätte nicht auch der US-Dollar angesichts des guten US-Arbeitsmarktberichts für Januar deutlicher zulegen müssen? Tatsächlich lag der Zuwachs der Stellen im Nicht- Agrarbereich mit einem Plus von 225 Tsd. deutlich über dem von den Ökonomen prognostizierten Mittel (+165 Tsd.). Die tatsächliche Überraschung dürfte sich allerdings in Grenzen gehalten haben, da mit den am Mittwoch zuvor publizierten Zahlen der privaten Arbeitsmarktagentur ADP (+291 Tsd.) bereits ein viel höherer Referenzpunkt gesetzt wurde. Ein Referenzpunkt, der – wir berichteten darüber – wie ein mentaler Anker wirkt. So gesehen sieht die Zahl vom Freitag fast ein wenig blass aus.

Da die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne keinen Ausreißer zeitigte, beschloss der Dollar die Woche beinahe auf dem höchsten Kurs dieses Zeitraums. Dass die Aktienmärkte einen kleinen Rücksetzer hinnehmen mussten, dürfte nicht einer aufflammenden Corona-Angst, sondern eher auf (risikoaverse) Positionsglattstellungen zum Wochenende zurückzuführen sein.

Der Euro beschloss die Handelswoche auf schwachem Niveau und bleibt auch in dieser ungünstigen Position, solange nun 1,1060/65 nicht mehr überwunden wird. An der Unterseite befindet sich das beste (fallende) Nachfragenniveau heute bei 1,0915.

 

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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