Märkte

Eine (Teil)kapitulation

am
20. Januar 2016

Nun ist die Fallgeschwindigkeit des DAX so groß geworden, dass selbst viele Hardcore-Optimisten das Handtuch geworfen haben. Ein Wertverlust beim deutschen Börsenbarometer von knapp 7 Prozent innerhalb einer Woche vollzog sich schlichtweg zu heftig, als dass den Investoren Gelegenheit blieb, sich daran zu gewöhnen.

Vielleicht hat die gestrige vorübergehende Erholung des DAX zu der jüngsten Entscheidung vieler Akteure beigetragen, endlich die eigenen Aktien­bestände zu reduzieren. Denn sie ersparte es den früheren Optimisten, sich zum niedrigsten Kurs vom DAX zu verabschieden. Dies ist wichtig, weil von der dramatischen Episode am Ende nur der stärkste und der letzte Verlust im Gedächtnis dieser Akteure hängen bleiben dürften. Das besagt zumindest die Peak-End-Regel aus der Verhaltensökonomik. Dabei spielt die Dauer eines Schmerzes (Verlustes) nur eine untergeordnete Rolle. Behalten werden der stärkste und der letzte Schmerz. Deswegen sagt man auch im Volksmund, es sei schön, wenn der Schmerz nachlässt.

Damit hat sich auch die Situation für den deutschen Aktienmarkt grundlegend geändert. Mit anderen Worten: Es sieht nicht mehr ganz so dramatisch wie noch vor 14 Tagen aus, als wir trotz fallender Kurse auch noch einen Rekordoptimismus und damit verbunden erhebliche Schieflagen mancher Investoren feststellen mussten. Diese Situation ist jetzt weitgehend bereinigt, so dass die Stimmung auf ein Niveau zurückgefallen ist, das wir zuletzt am 19. August 2015 feststellen konnten. Das war mitten in der China-Krise. Wer jedoch seinerzeit in einem ebenfalls bereinigt aussehenden Markt darauf setzte, dass der Verfall des DAX damit ausgestanden sei, musste sich getäuscht sehen. Vor der ersten Stabilisierung fünf Tage später, am 24. August bei 9338 DAX-Zählern, ging es (Basis Tagesschlusskurs) noch einmal gut 1000 Punkte nach unten!

Wie sich die Situation heute darstellt, habe ich wie immer in meinem Kommentar für die Börse Frankfurt HIER dargestellt.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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