Ein Powell-Put für alle Fälle
EUR USD (1,1260) Es klang gestern nicht, als ob sich Jerome Powell mental bereits auf eine Serie von Zinssenkungen eingestellt hätte. Denn in seiner Rede während einer Konferenz, zu der die Fed von Chicago eingeladen hatte, machte der Fed-Chef deutlich, dass die Notenbank bereit sei, zu reagieren, sollte sich der Handelskrieg auf die Wirtschaft der USA auswirken. Man werde „angemessen“ handeln, um das Wachstum aufrechtzuerhalten und das Inflationsziel von 2 Prozent – also dem Mandat der Fed entsprechend – zu erreichen.
Auch wenn man gestern von Jerome Powell realistischerweise kaum ein deutlicheres Commitment hätte erwarten können, sind die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer hinsichtlich etwaiger Zinsschritte doch wesentlich weiter fortgeschritten: Die implizite Wahrscheinlichkeit für mindestens zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr lag gestern bei knapp 80 Prozent (vgl. CME FedWatch Tool).
Kein ganz großes Commitment
Indes: Den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks tat diese „Versicherungszusage“, der sogenannte Powell Put, nach den starken Kursrückgängen der Vortage richtig gut. Aber auch die Renditen der US-Staatsanleihen konnten sich nach einer fünf Handelstage dauernden Abwärtsbewegung zumindest ein wenig erholen. Mancherorts fand man es offenbar schon großartig, dass Jerome Powell überhaupt bildlich gesprochen die Tür für Leitzinssenkungen geöffnet hatte.
Und die Euro-Händler? Zumindest die Kursreaktion der Gemeinschaftswährung zeigte, dass man offenbar keinen Anlass für eine Zinssenkungs-Euphorie sah. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass möglicherweise die Sitzung der Europäischen Zentralbank am morgigen Donnerstag bereits ihre Schatten vorauswarf. Aber obwohl die erste Schätzung der Euroland-Inflation mit +1,2 Prozent (ggü. Vorjahr), auch in der Kernrate (+0,8 %), etwas hinter den Erwartungen der Ökonomen zurückblieb, ist schwer vorstellbar, dass die EZB geldpolitisch etwas an ihrer abwartenden Haltung ändern wird.
Hoffnungsvolles Mexiko
Aber noch einmal zurück nach Amerika, und zwar in Sachen drohender Strafzölle seitens der USA auf Mexiko-Importe. Diesbezüglich scheint es zwei unterschiedliche Sichtweisen zu geben. Die eine stammt von US-Präsident Donald Trump, der bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien noch einmal klarmachte, dass die Strafzölle für Mexiko in der kommenden Woche in Kraft treten würden. Die andere betrifft die Seite Mexikos, dessen Außenminister Marcelo Ebrard gestern in Washington recht optimistisch klang: Sein Land werde der Trump-Administration nicht nur ein neues Angebot präsentieren. Für Ebrard stehen die Chancen 80 zu 20, dass es gelingen wird, mit den USA tatsächlich einen Deal abzuschließen.
Unterdessen konnte der Euro gestern gegenüber dem Dollar nicht wirklich zulegen, sondern blieb vielmehr bereits an einem kleineren Angebotsniveau hängen. Damit bewegt sich die Gemeinschaftswährung nach wie vor in ihrer Konsolidierung zwischen 1,1110 und 1,1320/25. Allerdings würde der Euro seine derzeitige Stabilität verlieren, falls 1,1165 unterlaufen wird.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.