Märkte

Doppelblase oder doch nur ein Dead Cat Bounce?

am
25. April 2013

Alle sprechen wieder über Gold, seitdem das gelbe Metall gut die Hälfte seines Kurseinbruchs vom vorvergangenen Wochenende wieder wettgemacht hat. Zumindest sind die Stimmen der Kommentatoren auf dem Weg nach oben wieder lauter zu vernehmen als zuvor auf dem Weg nach unten. Ist das jetzt nur selektive Wahrnehmung derjenigen, die auf Goldbeständen sitzen oder derjenigen die diese mit aufmunternden Geschichten versorgen? Ich habe zumindest den Eindruck, dass über die virtuelle „Schwester-Anlage“ Bitcoin viel weniger Aufhebens gemacht wird. Aber Bitcoins sind nicht so populär wie das gelbe Metall, obwohl sie doch von ihren Anhängern gerne mit Gold verglichen werden.

Aber zurück zu den Bitcoins, dessen kometenhafter Aufstieg auf zuhöchst 233 USD samt des darauf folgenden Kurssturzes nicht nur von mir mit der Tulpenzwiebelhausse des 17. Jahrhunderts verglichen wurde. Im Gegensatz zu den schönen Semper Augusta, deren Preis sich vor mehr als 300 Jahren nach dem Platzen der großen Blase nicht mehr deutlich erholen konnte, meldeten sich Bitcoins zuletzt mit aller Macht zurück. Deren Kurs erreichte nämlich gestern schon wieder 190 USD, so dass man eigentlich nicht mehr von einem so genannten Dead Cat Bounce[1], sprechen kann. Haben wir es am Ende womöglich mit einem neuartigen Phänomen einer Doppelblase unvorstellbaren Ausmaßes zu tun?

 

Gehacktes zum Mittagessen

Wenn da nicht die Cyber-Attacken wären vor denen potentielle Fans abgeschreckt werden, wäre der Kurs von Bitcoins womöglich noch viel höher. Aber wir werden uns wohl an gehackte Informationen und den damit verbundenen Mini-Flash-Crashes, die wie zuletzt in auch in weitaus etablierteren Märkten Wirkung zeigten,  gewöhnen müssen. Immerhin: Ein stabiler US-Aktienmarkt steckt selbst eine Twitter-Ente wie etwa den vorgestern kolportierten Angriff aufs Weiße Haus weg. In einem kritischeren Marktumfeld hätte diese Meldung, auf die offenbar auch Handelscomputer blind reagiert hatten, möglicherweise für eine gefährliche Kettenreaktion sorgen können, weswegen einer meiner Mitstreiter vorschlug, man solle doch den Intra-Day-Handel in Aktien am besten gleich ganz einstellen und nur noch einmal am Tag eine amtliche Kursfeststellung für Aktien durchführen. Ein Verbot, für das selbst ich mich erwärmen könnte.

Zum Glück brauchen wir bei der allwöchentlichen Sentiment-Erhebung mit der Börse Frankfurt für den DAX noch keine Hackerattacken zu befürchten – die gestrige Erhebung habe ich hier kommentiert, während sich mein Kollege Gianni Hirschmüller dieses Mal um die Erhebungsdetails gekümmert hat.



[1] Als Dead Cat Bounce beschreibt man das letzte Aufbäumen von Aktienkursen nach einem massiven Kurssturz vor deren endgültigem Zusammenbruch, gleich einer Katze die aus großer Höhe aus dem Fenster geworfen wurde

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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