DAX-Sentiment Dollar am Morgen

Die Inflation kommt

am
2. Juni 2021

Die ganz große Musik spielt momentan bestimmt nicht im Duett von Euro und US-Dollar. Zumindest war die Handelsbandbreite bis zum europäischen Handelsschluss gestern sogar geringer als diejenige am US-Feiertag Memorial Day, der am vergangenen Montag begangen wurde. Dafür gab es umso mehr über den DAX zu berichten. Denn immerhin haben die Marktteilnehmer dem Börsenbarometer zum Handelsstart am gestrigen Dienstag zu einer Kurslücke und einer sich anschließenden kleinen Squeeze samt neuem Allzeithoch bei rund 15.685 Zählern verholfen.

 

DAX-Sprung ohne fundamentalen Auslöser

Einiges spricht dafür, dass bei diesem veritablen Sprung von in der Spitze bis zu 1,7 Prozent einige Short-Positionen eingedeckt werden mussten. Ein Indiz dafür mag zumindest die Positionierung der institutionellen Anleger vom vergangenen Mittwoch gewesen sein, die gemäß Sentiment-Umfrage der Börse Frankfurt mehrheitlich immer noch pessimistisch eingestellt waren. Zumindest gab es zur Markteröffnung noch keine ökonomischen Daten, die den Kurssprung des DAX hätten auslösen können. Und auch die Aktien-Futures aus den USA waren nicht signifikant vorgelaufen. Mit anderen Worten: Die ökonomischen Daten, etwa die Revision der Einkaufsmanagerindices aus der Eurozone (Markit, allesamt leicht nach oben), wurden erst publiziert, als beim DAX (und parallel beim EURO STOXX 50) das meiste schon gelaufen war.

 

Wann Inflation gut ist

Auch die Euroland-Inflation fiel, gemessen an den Erwartungen der Ökonomen, nicht aus dem Rahmen und liegt für Mai gegenüber dem Vorjahr vorläufig bei +2,0 Prozent und in der Kernrate bei +0,9 Prozent. Kommentatoren wiesen darauf hin, dass damit das von der EZB vorgegebene Ziel „unter, aber nahe zwei Prozent“ überschritten worden sei. Aber zum Glück gab es immerhin einen Börsenexperten, der diese Aussage gekonnt parierte: Inflation sei für den Aktienmarkt im Gegensatz zu früheren Zeiten sogar ein Stabilisator. Richtig: Sofern sie – und das ist derzeit der Fall – nicht von der Zentralbank bekämpft wird.

 

Vorbehaltloser Optimismus sieht anders aus

Und so notierten wir gestern den dritten Dienstag hintereinander, an dem der DAX ein neues Allzeithoch produzierte. Die ist nicht allein deshalb bemerkenswert, weil es an keinem anderen Wochentag seit Anfang Mai ein neues DAX-Allzeithoch gab. Vielmehr fällt auf, dass – wie an den beiden Dienstagen zuvor – das Börsenbarometer es wieder nicht geschafft hat, auch nur ansatzweise in der Nähe des jeweiligen Tageshöchststands zu schließen. Im Gegenteil. Selbst gestern musste der DAX fast die Hälfte seines Tagesgewinns im weiteren Verlauf wieder abgeben. Kurzum: vorbehaltloser Optimismus sieht anders aus.

Unterdessen bleibt der Euro trotz der mäßigen Geschwindigkeit gegenüber den Greenback in seinem kurzfristigen Aufwärtstrend, für dessen Momentum nach wie vor das Niveau von 1,2130 das Maß der Dinge ist.

 

Hinweise

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

Wegen des morgigen Fronleichnam-Tages machen wir noch einmal eine kurze Pause, so dass unser nächster Kommentar am Freitag, den 4. Juni erscheint.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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