DAX-Sentiment
Alles wird gut, mögen sich viele Anleger in der Woche, die auf das Brexit-Referendum folgte, gedacht haben. Diese Zuversicht verdankt sich naturgemäß in erster Linie bullishen Aktienengagements. Im Gegensatz zu vielen Kommentatoren, die sich in der Zeit nach dem Brexit vermutlich nicht mehrheitlich im Aktienmarkt als Käufer exponiert und somit vergleichsweise unbefangen zur Lage an den Finanzmärkten Stellung beziehen konnten, galt dies nicht für die institutionellen Anleger, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt. Ob es sich nun um Schnäppchenjäger, die auf der Jagd nach einer günstigen Einstiegsgelegenheit mit Aktienkäufen aufwarteten, handelte oder um Rückkäufe von Absicherungen gegen Abwärtsbewegungen vor knapp zwei Wochen – die meisten Entscheider glauben immer noch, alles am Aktienmarkt sei unter Kontrolle. Ein Gefühl, das sich aufgrund der bullishen Engagements und des temporären DAX-Anstiegs seit vergangenem Mittwoch von selbst verstärkt hat.
Overconfidence
Dieses mächtige Gefühl, alles im Griff zu haben, könnte man auch als Overconfidence bezeichnen. Zumindest hält die Mehrheit der institutionellen Akteure unbeirrt an ihren Long-Positionen fest, wie die jüngste Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt zeigt – meinen Kommentar dazu finden Sie übrigens HIER.
Im Prinzip ist es immer wieder das alte Lied: Nach einem kräftigen Kurseinbruch wie jenem nach dem Brexit-Votum vor knapp zwei Wochen verbessert sich für viele Analysten automatisch die Dividendenrendite der Aktien. Und plötzlich halten viele Akteure einen relativ günstigen Einstieg am Aktienmarkt für ein verlockendes Schnäppchen und vergleichen diese Rendite mit den negativen Renditen bei Staatsanleihen hierzulande. Makabrerweise könnte sich diese Dividendenrendite sogar noch vergrößern, falls der DAX in den kommenden Wochen weiter fallen sollte. Vorausgesetzt, dass die Dividenden selbst stabil bleiben.