DAX, die positive Ausnahme
Als ich die gestrige BofA Merrill Lynch-Umfrage unter internationalen Fondsmanagern sah, geriet ich zunächst ins Grübeln. Denn die globalen Investoren haben ihre Kassehaltung auf nunmehr 5,8 % ihrer gemanagten Anlagen erhöht. Dabei handelt es sich immerhin um das höchste Niveau seit November 2001. Natürlich bedeutet dies im Vergleich zum Vormonat nur eine Steigerung von 0,1 %. Aber wenn man bedenkt, dass zwischen diesen beiden Umfragen immerhin das Brexit-Votum stattfand, kann man verstehen, dass selbst diese kleine Steigerung für Irritationen sorgen kann. Denn der US-Aktienindex S&P 500 hat während der Umfrage immerhin neue Allzeithochs erreicht.
Eine weiterreichende Analyse muss nicht unbedingt für mehr Klarheit sorgen. So haben zum ersten Mal seit vier Jahren Fondsmanager globale Aktien untergewichtet, aber der Rückgang ist im Vergleich zum Vormonat nur insofern nennenswert, als damit ein Vorzeichenwechsel von netto +1 nach -1 Prozent der Befragten vollzogen wurde.
Kein Wunder ist es indes, dass per Saldo 27 Prozent aller befragten Fondsmanager Aktien aus Großbritannien in den kommenden zwölf Monaten in ihrem Portfolio untergewichten wollen. Dennoch liegt der dortige Index FTSE100 rund 5 Prozent höher als am Vorabend des Brexit-Votums. Berücksichtigt man jedoch, dass die britische Währung gegenüber einem Korb ausländischer Valuten im gleichen Zeitraum rund 10 % ihres Wertes verloren hat, wird das Desinteresse ausländischer Investoren am Vereinigten Königreich verständlich. Fast liegt die Vermutung nahe, dass eine Welle von patriotischen Käufen gegen die Krise für diese stabilen Verhältnisse am britischen Aktienmarkt gesorgt hat.
Europa kommt nicht gut weg
Aber auch Europa ist bei der Fondsmanager-Umfrage nicht gut weggekommen – betrachteten im Juni noch 26 Prozent der Investoren Europa als bevorzugtes Ziel für Aktieninvestments, möchten nun per Saldo 4 Prozent dieser Akteure Europa lieber untergewichten und zwar zum ersten Mal seit drei Jahren. Dieser Rückgang ist auch insofern bemerkenswert, als es sich doch um dieselbe Region handelt, die von den Investoren seit Auflage des quantitativen Lockerungsprogramms der Europäischen Zentralbank im vergangenen Jahr am stärksten gesucht worden war.
Aus dieser negativen Einschätzung sticht jedoch der DAX (vgl. FT-Aufschlüsselung von gestern![1]) als positive Ausnahme hervor. Deutsche Aktien scheinen, von den meisten Kommentatoren der Umfrage nicht beachtet, sogar noch stärker als im Vormonat begehrt zu sein, gefolgt von Schweizer Werten. Mehr als 30 Prozent der Befragten gaben an, deutsche Aktien in den kommenden zwölf Monaten übergewichten zu wollen.
Aber auch das Interesse an US-Aktien hat sich gegen den Trend entwickelt, denn nachdem sich vor einem Monat noch per Saldo 15 Prozent der Fondsmanager gegen ein dortiges Investment ausgesprochen hatten, votierten nun unter dem Strich 9 Prozent für ein Engagement in US-Werten, womit die dortige gute Performance erklärt werden kann.
Was die Stimmung hiesiger Anleger angeht, habe ich HIER wie immer einen Kommentar für die Börse Frankfurt abgegeben.
[1] https://next.ft.com/content/d36522c6-43b2-3a31-8857-dc315df0cf78, gelesen am 20. Juli 2016