am
27. Juli 2011

Nun habe ich mich also nach vielen Monaten heftigster Familiendebatten doch dazu durchgerungen, für meine Kinder einen Mops anzuschaffen. Sie können sich sicherlich die Kommentare vorstellen, die ich anschließend von meinen Freunden und Kollegen zu hören bekam. Ob ich denn nicht schon genug Kinder hätte, feixte auch ein Nachbar. Aber mein richtiges Stimmungstief nach dem Kauf des Hundes sollte erst noch kommen. Ich spreche hier nicht von Pfützen auf dem Parkett und den mühseligen Versuchen, einen zwölf Wochen alten Welpen stubenrein zu bekommen. Sondern von der Haftpflichtversicherung des kleinen Rackers.

Sorgfältig studierte ich die E-Mail meines Versicherungsagenten, in der er mich über die Versicherungskonditionen und etwaige Schadenssummen informierte. So kann man drei Millionen Euro Versicherungsschutz für gut 80 Euro pro Jahr samt Bündelbonus und Treuerabatten bekommen. 12,5 Millionen Euro waren nur zehn Euro teurer. Eine Selbstbeteiligung, falls der Hund einen Schaden verursachen sollte, bot mir mein Agent gar nicht erst an, weil er weiß, dass ich als Anhänger der Behavioral Economics diese Art der Prämienreduzierung überhaupt nicht leiden kann. Denn das Gros der Haftpflichtschäden, die unser Mops verursachen könnte, liegt erfahrungsgemäß unterhalb dieser Schwelle.

Dafür beging ich einen anderen Fehler. Denn ich versicherte schließlich einen theoretischen Haftpflichtschaden von 12,5 Millionen Euro zu einem Mehrpreis von jährlich zehn Euro. Obwohl ich wusste, dass dieses Geld mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit zum Fenster herausgeworfen sein würde, fühlte ich mich mit diesem höheren Versicherungsschutz entgegen aller ökonomischen Rationalität einfach besser. Denn immer wieder hielt ich mir einen Fall vor Augen, den ich selbst in Vorträgen dann und wann als Beispiel zitiere. Wenn nämlich mein Hund einen Tanklaster zum Ausweichen zwingen würde, der dann umkippen und auslaufen würde, so dass zig Tonnen Öl ins Grundwasser sickerten. Sachschaden: sieben Millionen Euro. Nun verschlafen Möpse einen Großteil ihres Lebens und sind nicht gerade für ihre Hyperaktivität bekannt. Aber vielleicht habe ich während der Finanzkrise zu viele Dinge erlebt, die sich rein mathematisch gesehen auch nur alle 150.000 Jahre hätten ereignen dürfen.

Mit Hunden ist es wie mit Kindern. Wo immer man mit ihnen auftaucht, ist man im Nu von einer Expertenrunde umzingelt, die einem ungefragt tausend Ratschläge und Erziehungstipps erteilt, die einander dann noch aufs Schärfste widersprechen. Aber ich bin sicher: Beim Thema Versicherungsschutz für Vierbeiner kann ich mich da ganz entspannt zurücklehnen.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Wichtiger Hinweis
Zurzeit werden im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und Chatgruppen, mein Foto und mein Name im Zusammenhang mit Aktientipps/Finanzanlagen, auch unter Angabe einer falschen Mobilnummer, missbräuchlich verwendet. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich keinerlei Anlageempfehlungen für irgendwelche Finanzprodukte, Finanzanlagen oder bestimmte Wertpapiere abgebe.
Archiv