Märkte

Achtung: Dreifachgipfel!

am
13. März 2013

Zurzeit kann man überall lesen, dass sowohl der Dow Jones Index als auch der breitere  S&P 500 neue Allzeithochs erreicht hat bzw. nicht weit davon entfernt notieren würden. Auch in Deutschland fehlen dem DAX nur noch ein paar Prozente, um die Höchststände der Jahre 2000 und 2007 überbieten zu können. Und so werden die Kommentatoren dieser Tage nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Wahrscheinlichkeit eines so genannten Dreifachgipfels im US-Aktienmarkt derzeit sehr hoch sei. Ich möchte jetzt nicht darüber spekulieren, ob wir tatsächlich ein derartiges Umkehrmuster mit anschließend stark fallenden Kursen wie im Jahr 2007 vorliegen haben. Oder ob die Aktienmärkte dieses Mal durchstarten und einen rasanten Bullenmarkt einläuten werden. Oder aber, ob wir in Deutschland gerade so deutlich das bisherige Allzeithoch überbieten, dass sich das Gros der Anleger bestätigt fühlt und nach dem Motto: „Jetzt geht es richtig los!“ in den Aktienmarkt einsteigen wird. Um danach eine kalte Dusche in Form eines Kurseinbruches über sich ergehen lassen zu müssen.

Um die Möglichkeit eines so genannten Dreifachgipfels am US-Aktienmarkt zu begründen, sind manche Kommentatoren sogar richtig aktiv geworden. So haben sie die Aktienmarkthöchststände der Jahre 2000 und 2007 und sogar den Gipfel von 1987, nachdem sich der große Crash an Wall Street zutrug, genauestens unter die Lupe genommen. Bei diesen Nachforschungen stießen sie auf frappierende Ähnlichkeiten zwischen dem damaligen und dem heutigen Rekordhoch. Die Bewertungen der Aktien hätten sich im März 1987 mit einem KGV von 13,3 etwa auf demselben Niveau wie heute befunden, las ich etwa. Auch die Entwicklung der Aktienkurse in der jüngsten Vergangenheit ähnelte der von 1987, war zu erfahren. Nicht zu vergessen die implizite Volatilität, gemessen am US-VIX, die seinerzeit ebenfalls relativ niedrig gewesen sei wie heute. Und nicht zu vergessen: das Vertrauen der Privatinvestoren, das damals ähnlich groß war wie momentan auch. Selbst die Renditen der Staatsanleihen würden derzeit genauso anziehen wie damals, allerdings von einem wesentlichen niedrigeren Ausgangspunkt aus. Fazit: Jede Menge Indizien sprächen für einen neuen Kursgipfel!

 

Fragwürdige Muster

Wer solche Übereinstimmungen mit vergangenen Szenarien als Argument heranziehen möchte, der sollte eigentlich die gesamte Historie des Aktienmarktes einer genaueren Untersuchung unterziehen. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass man bei einer Koinzidenz mit den heutigen, oben beschriebenen Rahmendaten nicht nur als Vorboten einer Trendwende, sondern auch als Vorläufer einer fortgesetzten Aufwärtsbewegung hätte entdecken können. Stattdessen hat sich mancher Kommentator lediglich die wichtigsten Extrema innerhalb des historischen Kursverlaufs herausgepickt – wer weiß, ob manche Kolumne überhaupt geschrieben worden wäre, wenn sich nicht die Duplizität einzelner Faktoren, die einen Kursgipfel begünstigen könnten, ergeben hätte.

Immerhin drücken solche Warnungen vor Dreifach-Gipfeln eine gewisse Angst der Marktteilnehmer vor einem möglichen Kurssturz am Aktienmarkt aus, die gerade bei erst vor kurzem eingestiegenen Aktienkäufern durchaus verständlich sein mag.  Eine Angst, die mancherorts auch noch durch Zahlenmagie verstärkt wird, weil 1987 vom Jahr 2000 genauso weit entfernt ist wie das Jahr 2013, nämlich denkwürdige 13 Jahre. Wenn das mal keine Unglücksbotschaft ist! Für Bullen oder Bären? Das ist doch die Frage.

Doch die Antwort wird hier nicht verraten.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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