Gesellschaft Märkte

Ein denkwürdiges Jubiläum

am
18. November 2016

Fotolia MikroHeute wird die T-Aktie 20 Jahre alt – wahrscheinlich nicht für jeden ein Grund zum Feiern. Und wenn ich heutzutage bei Veranstaltungen oder auch in meinem Bekanntenkreis nachfrage, wer denn noch T-Aktien von damals im Depot habe, sind es doch immer noch überraschend viele, die diesem Wert die Treue gehalten haben. Sicherlich nicht immer aus Überzeugung und wegen großer Erfolgsaussichten der Aktie, sondern häufig leider wegen teils horrender Buchverluste, die bis heute nicht realisiert worden sind.

Die T-Aktie war vor 20 Jahren der Beginn dessen, was man seinerzeit mit dem Begriff Börsenkultur verband. Und tatsächlich konnte die Aktie anfangs vom damaligen Börsenboom profitieren, der kurz nach der Jahrtausendwende dann sein jähes Ende fand. Viele Menschen, die auch aufgrund teils massiver Werbung zum allerersten Mal eine so genannte Volksaktie ihr Eigen nennen konnten, mussten in den folgenden Jahren erleben, dass es an der Börse eben nicht nur nach oben geht.

 

Klassiker der Behavioral Finance

Hatten die Akteure am Anfang noch die Erwartung, dass es sich bei den Kursrückgängen, die im Februar 2000 begannen, nur um „gesunde Korrekturen“ handelte, sollte sich dies später als Trugschluss herausstellen. Dennoch wurden viele schal gewordene Engagements ausgesessen, mancherorts gar zusätzlich in den fallenden Markt durch Hinzukäufe erhöht, um den Einstandspreis der früheren Transaktionen so zu „verbilligen“. Letztlich natürlich mit der Absicht, noch mit einigermaßen heiler Haut aus der ganzen Geschichte herauszukommen, wenn sich der Kurs erst einmal erholt hätte. Viele Anleger von damals haben selbst diese verbilligten Einstandspreise nie mehr wiedergesehen und wären heute vermutlich bereit, sogar  zu erheblich niedrigeren Preisen (um 18 Euro herum?) ihre T-Aktien aus ihren Depots zu werfen.

Die T-Aktie steht also für all das was man an der Börse an emotionalen Zuständen erleben kann: Hoffnung, Freude, Gier, Euphorie, Angst, Panik und manchmal auch Verzweiflung. Und wenn man Entscheidungen von Börsianern aus Sicht der Behavioral Finance beurteilen möchte, dient die Entwicklung der T-Aktie als klassisches Beispiel dafür, was man an den Finanzmärkten richtig und was man alles falsch machen kann.

 

Special von börse.ard.de

Das Jubiläum war daher für börse.ard.de Grund genug, ein Special online 20 Jahre T-Aktie: Ein Phänomen an der Börse zu produzieren, in dem, neben vielen bekannten Zeitzeugen, auch ich zum Interview gebeten wurde. Das komplette Special finden Sie HIER und meinen eigenen Beitrag HIER.

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3 Kommentare
  1. Antworten

    Michael

    26. November 2016

    Ja, die T Aktie. Sie liegt jetzt wirklich schön seit 20 Jahren in meinem Depot? Wie die Zeit verfliegt… Ich habe alle Höhen (einmal) und Tiefen (dauernd) mitgemacht und mich öfter gefragt ob ich den Wert nicht einfach aus dem Depot schmeiße.

    Irgendwann bin ich jedoch zu dem Schluß gekommen, das genau diese Aktie mein persönliches Mahnmal ist! Jedes mal wenn ich mein Depot betrachte, ärgere ich mich noch ein bisschen wenn ich bei T ankomme…Es erinnert mich daran in keinen Hype zu fallen und dann zu kaufen, wenn die Kanonen donnern ;-).

    Heute mache ich das jedoch nur noch über Etfs

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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