Gesellschaft Märkte

Chinesische Goldnachfrage und andere gebrochene Trends

am
17. Januar 2014

Eines der Kaufargumente für Gold sei die gute chinesische Nachfrage, ist immer wieder zu hören. Vor allen Dingen an schwachen Tagen im Goldmarkt. Dass dies zumindest nicht für die private Nachfrage gilt, kann man dem jüngsten Hurun-Report, der wohl größten und umfassendsten Konsumenten-Umfrage unter den Reichen Chinas entnehmen. Da wurden nämlich 393 sehr wohlhabende Festland-Chinesen mit einem Vermögen von mindestens 10 Millionen Yuan, also umgerechnet etwa 1,2 Millionen Euro, interviewt inklusive 41 Superreicher, zu denen man ab einem Mindestvermögen von umgerechnet jeweils 12 Millionen Euro zählt.

Dabei stellte sich heraus, dass die Reichen Chinas im vergangenen Jahr ihr Ausgabeverhalten drastisch verändert haben. Denn durchschnittlich gab dieser Personenkreis im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent weniger Geld für Luxusgüter aus, wobei die Ausgaben für Geschenke sogar um 25 Prozent zurückgingen. Selbst zum kommenden chinesischen Neujahrsfest in knapp zwei Wochen will man sich deutlich bescheidener als im Vorjahr zeigen. Eine Zurückhaltung, die möglicherweise auf die Anti-Korruptionsmaßnahmen der Regierung, aber auch auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zurückzuführen sein könnte, so der Autor der Studie. Bezeichnenderweise sind ausgerechnet Schweizer Uhren von dieser neuen Sparsamkeit besonders betroffen. Offensichtlich bevorzugen die Reichen des Landes nun weniger Auffälliges, so dass im Jahre 2013 zum ersten Mal heimische Gemälde beliebter als die Zeitmesser waren.

Auch wenn Juwelen bei den Geschenken für Frauen immer noch an erster Stelle stehen, waren Immobilien im Jahre 2013 das Investment der Wahl, gefolgt von Aktien, wobei die Superreichen letztere zunehmend mieden und stärker Kunst und Alternative Investments als Anlageobjekte suchten. Goldkäufe fielen hingegen gegenüber dem Vorjahr sogar um 6 Prozent.

Die größten Geschenke macht jedoch derzeit immer noch der DAX hierzulande denjenigen, die auf der Kaufseite engagiert sind. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum mich Frank Meyer gestern zu einem seiner Interviews bei der n-tv Telebörse– verbunden mit der Frage, wann denn ein Trend breche – einlud. Das Video können Sie hier abrufen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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