Märkte

Die Inflation kommt!

am
7. März 2013

Der Dow Jones Index markiert neue historische Höchstkurse andere Aktienindices sind nicht weit davon entfernt und der MSCI World Index erreichte die höchste Notierung seit mehr als viereinhalb Jahren. Dennoch: Keiner will sich darüber freuen. Seit ein paar Tagen werden einige Kommentatoren nicht müde, mit einem Male darauf hinzuweisen, dass der Dow nun einmal verzerrt konstruiert und deswegen seine Aussagekraft beschränkt sei. Als ob jemand „Foul!“ rufen wollte, weil die Aktienmärkte in den USA aber auch hierzulande sich im Aufwärtstrend befinden und dies einigen Akteuren nicht richtig schmecken will. Da ist von einer riskanten Rekordjagd die Rede (vgl. Börsenzeitung von heute), auf deren Risiken in den Kommentaren vieler Marktteilnehmer nicht ausreichend hingewiesen würde. Von Überbewertung, Ausgabenkürzungen in den USA oder fehlenden Reformbestrebungen in Europa ist die Rede. Und im historischen Vergleich sei der US-Aktienmarkt bereits überbewertet, las ich.

Wahrscheinlich sind es genau diese Warnungen, die viele Anleger zu lange vom Aktienmarkt ferngehalten haben. Warnungen, die übrigens vor einigen Monaten viel lauter gewesen sind, aber wohl übersehen haben, dass selbst konservative Investoren wegen des niedrigen Zinsumfelds nach besseren Renditemöglichkeiten suchen. In diesem Zusammenhang passt auch ein Gespräch, wo ein mir bekannter Privatanleger händeringend nach Investment-Alternativen suchte und schließlich deutschen Aktien gegenüber gar nicht abgeneigt schien. „Aber nicht auf diesem hohen Niveau bitteschön“ lautete sein Einwand, „schon gar nicht nach diesem Wahlergebnis in Italien und dem fiesen Sequester, dessen Auswirkungen wir erst noch zu spüren bekommen werden“.

 

Warnung vor der Blase

Natürlich ist die Niedrigzinspolitik eine Folge der quantitativen Lockerungsprogramme in den USA, Japan, Großbritannien und ähnlich lautender Versprechen in der Eurozone. „Die (Hyper-)Inflation kommt!“ habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder zu hören bekommen. In letzter Zeit nicht mehr so häufig. Richtig, die Inflation kommt, aber derzeit nicht in Gestalt einer Geldentwertung. Stattdessen mag sie in den Aktienkursen stattfinden und in einer Marktentwicklung, die letztlich sogar in eine Blasenbildung münden kann. Eine Blase, die, wenn überhaupt, aber gerade erst aufgepumpt wird und noch weit davon entfernt ist, zu platzen. Denn von Euphorie ist keine Spur und solange vor und jenseits von historischen Hochs noch so viele Warner zu hören sind, mache ich mir keine Sorgen um den Trend. Es ist typisch für einen guten Trend, dass dessen Korrekturen leichter zu erklären sind, als sein Fortbestand.

Nicht umsonst erhebt die Börse Frankfurt wöchentlich die Stimmung der Marktteilnehmer, die ich dieses Mal (hier) kommentieren durfte. Mein Mitstreiter Gianni Hirschmüller hat sich (hier) um die Detailanalyse verdient gemacht.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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