Investmententscheidungen

25 Millionen auf Reisen

am
3. September 2012

Nachdem die Konferenz in Jackson Hole wohl keine wirklich neuen Erkenntnisse gebracht hat, habe ich mich wieder dem Tagesgeschäft zugewandt und entdeckte die Eckdaten einer neuen Anleihe des Internet-Reiseanbieters Travel24 – 25 Millionen Euro, so das Anleihevolumen, sollen da auf Reisen geschickt werden. Genauer gesagt, sollen mit dem Geld Hotels gebaut werden. Und dafür soll die Investition mit 7,5 Prozent p. a. verzinst werden, also etwa so viel wie für eine Anleihe, die vor einiger Zeit die Wiener Feinbäckerei Heberer aufgelegt hat, 7 Prozent p. a. mit einer Laufzeit von vier Jahren.

Aus verhaltensorientierter Sicht hat man es da eigentlich relativ leicht, für welches der beiden Unternehmen man sich entscheiden würde. Denn Brot ist für unsere Erinnerung leichter verfügbar, da wir es jeden Tag brauchen und konsumieren. Und wenn dann ein Unternehmen auch noch mehr als 100 Jahre besteht, verführt dies schnell zum Schluss, dass ein so langer track record ja nicht von ungefähr kommen kann. Aber dieser Erfolg mag bestenfalls repräsentativ für den Erfolg vergangener Tage sein. Da hat es Travel24 schon schwerer, auch wenn man mit Reisen auch etwas leicht Vorstellbares verbindet. Aber der Slogan „denn verreist wird immer“ kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Menschen nicht das ganze Jahr in Urlaub fahren. Und wenn, dann soll Verreisen auch noch preiswert sein.

 

Hohe Rendite – hohes Risiko

Beide Unternehmen haben übrigens noch etwas gemeinsam: Sie bieten eine Verzinsung an, die weit über der im Markt üblichen derzeit erzielbaren Renditen liegt, weswegen bei mir sofort alle Warnlampen angehen. Denn überdurchschnittlichen Renditen liegt auch ein überdurchschnittliches Risiko gegenüber. Und wer das bei seinen Anlageentscheidungen nicht berücksichtigt, handelt fahrlässig.

Um Risiken ging es auch bei unseren Blog-Beiträgen des Monats August und zwar überwiegend in Zusammenhang mit der Euro-Krise. Deswegen stand der Kommentar Wohin Europa? Auf unserer internen Rangliste auf Platz drei. Auch der Beitrag Verstehen Ökonomen nichts von Wirtschaft? Fand ein starkes Interesse bei unseren Lesern und wurde eingehend diskutiert. Der meistgelesene Blog im August erschien jedoch gleich am Monatsanfang unter der Überschrift Draghi hat eine Idee im Hinterkopf und seit der vergangenen EZB-Sitzung, die wenige Tage später stattfand, warten wir nun darauf, dass diesen Worten auch Taten folgen mögen.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv