Märkte

Wettlauf gegen den Kalender

am
29. April 2015

Wie auch während der vergangenen Jahre ist jetzt, am Ende des Monats April, wieder die beliebte Börsenregel „Sell in May and go away“ erneut in aller Munde. Immerhin hat eine Studie der TU Darmstadt, die heute im Handelsblatt vorgestellt wurde, gezeigt, dass sich diese Regel während der vergangenen 25 Jahre in 70 Prozent der untersuchten Zeiträume bewahrheitet hat – natürlich unter der Prämisse, dass man die im Mai verkauften Aktien im September wieder zurückgekauft hat, wie es diese Börsenweisheit verlangt. Schade eigentlich, dass die Regel ausgerechnet seit dem Jahr 2000 nur noch in sechs der 15 Börsenjahre funktioniert hat. Ist hier im Laufe der Zeit aus einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung eine sich selbst erfüllende Zerstörung („self fulfilling destruction“) geworden, weil sich zu viele Akteure auf deren Profitabilität verlassen hatten?

Abgesehen davon, dass die Mai-Regel schon wesentlich länger als die vergangenen 25 Jahre aufgesagt wird, hat mir bis heute niemand mitgeteilt, ob man am besten am 2. (geht dieses Jahr nicht), am 3. (geht dieses Jahr auch nicht) am 4. oder am besten erst Mitte Mai verkauft. Falls Sie, liebe(r) Leser(in), das herausgefunden haben, dann geben Sie mir bitte zuerst (anderen Aktienliebhabern bitte erst hinterher) und diskret Bescheid, damit ich vor der Masse aktiv werden kann. Die heutige Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt, die ich HIER kommentiert habe, legt jedenfalls den Verdacht nahe, dass mancher Investor mir zuvorgekommen ist und das „Sell in May“ bereits auf den April vorverlegt hat. Im kommenden Jahr verkaufe ich im März.

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2 Kommentare
  1. Antworten

    Anonymous

    29. April 2015

    Wie wäre es mit einer Kombination aus Wetter- und Börsenregeln: „Verkaufe vor April, denn der macht was er will“ Stimmt in diesem Jahr auf jeden Fall 🙂

    BG,

    MIchael Piel

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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