Ungetrübter Anleihetrend
Der Abverkauf der US-Staatsanleihen hat sich auch in der vergangenen Woche fortgesetzt und dafür gesorgt, dass etwa die Rendite der Papiere mit zehnjähriger Fälligkeit mit 1,625 Prozent erwartungsgemäß schnell ein neues Jahreshoch markierten. Dies bedeutet einen Anstieg von rund 0,7 Prozenpunkten seit Jahresbeginn, und selbst inflationsbereinigt bleibt ein Plus von rund 42 Basispunkten für diesen Zeitraum übrig. Und das Allerbeste daran: Selbst die US-Notenbank scheint kein Problem damit zu haben, dass sich die Renditen mit einer doch veritablen Geschwindigkeit erhöhen.
Verordnetes Schweigen
Nicht nur Fed-Chef Jerome Powell, sondern auch viele seiner Kolleg*innen im Offenmarktausschuss (FOMC) haben den Akteuren vermittelt, dass dieser Renditeanstieg in erster Linie doch ein Spiegel der verbesserten ökonomischen Erwartungen sei. Und im besten Fall konnte man es als Bedenken bei einigen Fed-Entscheidern (aber längst nicht bei allen) werten, dass sie ankündigten, ein Auge auf etwaige unangemessene Entwicklungen am Anleihemarkt zu haben. Nun werden wir bis zum Ende der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) am 17. März wegen der Schweigephase (blackout period) nichts mehr von Fed-Offiziellen zu hören bekommen, was einem weiteren Anstieg der Renditen im Wege stehen könnte.
Aktienmärkte halbwegs davongekommen
Immerhin scheinen in der vergangenen Woche die Teilnehmer an den Aktienmärkten mancherorts Sorgenfalten auf der Stirn bekommen zu haben, als sie einem weiteren Anstieg der Anleiherenditen zusehen mussten, die im Zehnjahresbereich am vergangenen Freitag fast ein Plus von einem Viertelprozent innerhalb einer Woche zeitigten. Dass es bei den damit zusammenhängenden Kursverlusten beim S&P 500 nicht geblieben ist, dürfte dem Arbeitsmarktbericht zu verdanken sein, der am vergangenen Freitag publiziert wurde: Am Ende stand ein winziges Wochenminus, und selbst die besonders unter die Räder gekommene Nasdaq konnte rund die Hälfte ihres zwischenzeitlichen Verlusts von rund 6,9 Prozent wieder wettmachen.
US-Arbeitsmarkt beflügelt
So ergab sich bei den neu geschaffenen Stellen im Nichtagrarbereich ein Zuwachs von 379 Tsd. im Februar, das ist etwa doppelt so viel, wie die Ökonomen im Mittel erwartet hatten. Dies allein war schon für viele Kommentatoren ein Grund zum Feiern, ganz zu schweigen von der respektablen Aufwärtsrevision der Januar-Zahl von ursprünglich mageren 49 Tsd. auf 166 Tsd. neu geschaffene Stellen.
Bei all diesen Beobachtungen spielt die Wahl des Referenzpunktes eine nicht unerhebliche Rolle. Soll man tatsächlich die Mittelwerte bei der Schätzung nehmen? Oder doch besser die Bandbreite aller Prognosen? Die lag für Februar immerhin zwischen -50 Tsd. und +500 Tsd. Stellen. Aber auch so gesehen sieht das publizierte Datum jedenfalls sehr ordentlich aus. Aber wie immer gibt es natürlich auch ein Aber. Denn ein Kommentator berechnete, dass es selbst bei einer linearen Fortschreibung der neu geschaffenen Stellen vom Februar bis zum April 2023 dauern würde, um wieder auf das Niveau vom Februar 2020, also vor Corona, zu gelangen.
Erhöhte Prognosen
Am Ende sollte es jedenfalls nicht verwundern, dass manche Analysten ihre Prognosen für die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen nach oben korrigiert haben. Ob da ein Wert von beispielsweise 2 Prozent bis zum Jahresende angesichts der vorgelegten Trendgeschwindigkeit nicht schon ein bisschen zu konservativ aussieht?
Dass die Rendite besagter Papiere am Freitag nicht am Tageshoch, sondern 7 Basispunkte niedriger schloss, zeigt indes, dass die Nachfrage an diesen Anleihen auf jenem Niveau zu steigen scheint. Insbesondere, wenn man den Verlauf des Dollar betrachtet. Dieser legte nämlich allein gegenüber dem Euro den größten Wochengewinn seit Ende Oktober 2020 hin und drückte die Gemeinschaftswährung kurzzeitig marginal unter das untere Ende unserer angedeuteten Seitwärtsentwicklung zwischen nunmehr 1,1895/90 (modifiziert) und 1,2250. Dabei bleibt der Euro gegenüber dem Greenback weiterhin unter Druck – zumindest, solange nun 1,2020/25 nicht überwunden wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.