Dollar am Morgen Märkte

Tag der Beruhigung

am
29. Januar 2020

EUR USD (1,1010)             Verfolgt man die Kommentatoren vor allen Dingen in den USA, konnte man gestern den Eindruck gewinnen, dass sich in Sachen Corona-Virus fast schon so etwas wie Entspannung breitgemacht hat. Dabei mag das Virus durchaus ernste Auswirkungen haben, und seine Verbreitung ist noch längst nicht gestoppt. Aber zumindest den Aktienmarktteilnehmern scheinen die globalen Bemühungen, die Ansteckungsgefahr in den Griff zu bekommen, genug Grund für eine Marktberuhigung zu sein.

Auch wenn sich Prognostiker in den Banken uneins sind, welche ökonomische Auswirkungen die Corona-Epidemie am Ende haben wird, scheint man sich doch insofern einig, dass die negativen Konsequenzen erst in einiger Zukunft spürbar sein werden. Auch geht man mehrheitlich nicht davon aus, dass die US-Notenbank bei ihrer heutigen Sitzung etwas am Leitzins ändern wird. Aber was die Börsianer dies- und jenseits des Atlantiks unterschwellig zu beruhigen scheint, ist das implizite Versprechen der Fed, im Falle einer deutlichen Verschlechterung der Wachstumssituation entsprechend zu reagieren. Nicht sofort, aber eben in Zukunft.

 

Im Zweifel hilft die Fed

Dass die Zukunft möglicherweise nicht rosig aussehen könnte, zeigt zumindest ein Indikator. Die Rede ist vom viel beachteten Renditeabstand zehnjähriger US-Staatsanleihen gegenüber T-Bills mit dreimonatiger Laufzeit, der gestern kurzzeitig ein negatives Vorzeichen aufwies. Aber dieser Vorbote für eine Rezession löste sich am Ende des Tages in Luft auf, der Renditevorsprung stieg wieder auf +8 Basispunkte an.

Von den vermutlich wenig beachteten ökonomischen Daten aus den USA war indes Widersprüchliches zu vermelden. So enttäuschte der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in der Kernrate (Dezember), während der Index zum Verbrauchervertrauen des Conference Board positiv überraschte.

 

Gefahr einer Fehlentwicklung

Am Verhältnis des Euro zum Dollar hat sich auch gestern nicht viel geändert. Zwar markierte die Gemeinschaftswährung zum fünften Mal hintereinander ein niedrigeres Tagestief, blieb dann aber wiederum an dem ersten von uns indizierten stärkeren Nachfrageniveau hängen. Dieses liegt nun tiefer bei 1,0980/85. Dies ist gleichzeitig das Niveau, mit dessen Unterlaufen eine Beschleunigung der derzeitigen Abwärtsbewegung angesagt wäre. Allerdings hat man den Eindruck, dass sich die Akteure nicht so recht trauen, den Euro unter dieses weithin bekannte Niveau zu treiben. Zumal die Nachfragesituation noch relativ stabil scheint und somit aus einem weiteren Abwärtsimpuls womöglich sogar ein Fehlsignal resultieren könnte. Da das Stabilisierungsniveau bei 1,1100/05 im Vergleich dazu recht weit entfernt ist und zuvor heute kein signifikanter Widerstand erkennbar ist, sieht das Chance/Risiko-Verhältnis für eine Euro-Short-Position nicht gerade attraktiv aus.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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