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Referenzpunkt Alabama

am
13. Dezember 2017

Als ich heute Morgen in aller Frühe erfuhr, dass seit 25 Jahren mit Doug Jones zum ersten Mal seit 1992 einen Demokrat für Alabama in den US-Senat einziehen wird, war ich überrascht. Denn ich hatte eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass der republikanische Gegner Roy Moore das Rennen verlieren würde. Zumal US-Präsident Donald Trump sich für diesen trotz der Beschuldigung von mehreren Frauen, Moore habe sie sexuell belästigt, bis zuletzt gegen die Bedenken moderater Republikaner eingesetzt hatte. Gemessen daran, dass Alabama einst eine republikanische Hochburg darstellte, könnte man natürlich jetzt den Wählern gratulieren, die sich mehrheitlich nicht für den umstrittenen Moore entschieden haben. Und wenn man die heutigen Kommentare verfolgt, entsteht sogar der Eindruck, US-Präsident Donald Trump habe nicht nur seine eigene Autorität verloren, sondern außer ihm auch sein Unterstützer und immer noch heimlicher Stratege Steve Bannon.

 

Kurzsichtige Betrachtungsweise

Tatsächlich ist diese Betrachtungsweise kurzsichtig und wahrscheinlich auch einem falschen Referenzpunkt geschuldet. Denn ein Sitz für das konservative Alabama im Senat ist zwar verloren gegangen, aber 48,4 Prozent der Wähler haben sich dennoch für den umstrittenen Moore entschieden – also jeder Zweite. Das entspricht eben doch nicht, wie das Wall Street Journal heute jubelt, einem echten „Akt politischer Hygiene“.

Mit Jones‘ Wahl werden sich die Kräfteverhältnisse im Senat zuungunsten der Republikaner verschieben, die sich mit einer Mehrheit von nur noch 51 zu 49 Stimmen nach diesem Verlust bei künftigen Entscheidungen nicht mehr als einen Abweichler leisten können. Jedoch nicht vor dem 26. Dezember, da an diesem Tag das gestrige Wahlergebnis erst noch endgültig bestätigt werden muss. Umso wichtiger ist es für die Republikaner, die Steuerreform noch vor diesem Datum im Kongress durchzupeitschen, und es spricht einiges dafür, dass schon bald eine Einigung über die beiden unterschiedlichen Gesetzesvorlagen von Senat und Repräsentantenhaus erzielt werden wird. Ob sich die Börsianer hierzulande von den Ereignissen in Alabama haben beeinflussen lassen, könnte die heutige Stimmungserhebung der Börse Frankfurt zeigen, die ich für Sie HIER schriftlich und DORT per Skype-Interview kommentiert habe.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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