Pacta sunt servanda
Der Wochenverlauf bis zum heutigen Aschermittwoch kann durchaus als große Enttäuschung bezeichnet werden, wenn man alleine die Entwicklung in der Ukraine oder das Griechenland-Drama betrachtet. Was mich dabei immer wieder umtreibt: Mit welcher Nonchalance Politiker Abmachungen und Verträge vom Tisch wischen. Sei es ein vereinbarter Waffenstillstand oder ein Schuldenabkommen. Aber auch im Kleinen, in unserem Alltag, scheint gerade im Zuge der permanenten Selbstoptimierung mit zunehmendem Maße eine Haltung hoffähig zu werden, Versprechen nicht einhalten zu müssen. Der Grundsatz „pacta sunt servanda“ („Verträge sind einzuhalten“) gilt anscheinend immer nur bei einigermaßen gleich starken Partnern.
Gerade was den Disput zwischen der Eurozone und Griechenland angeht, wird immer wieder gerne die Spieltheorie angeführt, mit der sich der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis so gut auskennen soll. Aber viele Ökonomen und Analysten sind auch so längst dem Schluss gekommen, dass man selbst vor einem „Grexit“, einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, keine Angst haben müsse. Offenbar hat man alle möglichen Szenarien, die sich aus dem Streit zwischen Griechenland und der Eurozone entwickeln könnten bereits durchgespielt, wodurch zumindest unser Kontrollbedürfnis zunächst einmal gestillt zu sein scheint. Dabei sollte doch klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass auch nur eines dieser Szenarien, die wir uns heute vorstellen können, tatsächlich so eintritt, gegen Null tendiert.
Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass die institutionellen Anleger hierzulande diese Erkenntnis beherzigen und sich derzeit bei Aktienkäufen zurückhalten. Aber ich glaube, dies hat andere Gründe. Welche, habe ich in meinem heutigen Kommentar zur jüngsten Stimmungserhebung der Börse Frankfurt (HIER) dargelegt.