Aktienmärkte Dollar am Morgen

Noch keine Hyperinflation

am
11. März 2021

Wer derzeit auf der Suche nach Indizien für eine Hyperinflation ist, dürfte gestern enttäuscht worden sein. Zumindest fiel der US-Konsumentenpreisindex mit einem Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr für den Februar so aus, wie es die Ökonomen im Mittel erwartet hatten. Und die Kernrate lag mit +1,3 Prozent sogar ein wenig unter den Schätzungen und dazu auch auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2020.

Allerdings sollten wir uns nichts vormachen, denn die Daten betreffen den vergangenen Monat, während sich die Sorgen um ein mögliches Anziehen der Inflationsraten jenseits dessen, was sich die US-Notenbank als Reflation vorstellt, auf die Zukunft richten. Ganz davon abgesehen, dass die Notenbanker sowieso vorzugsweise auf den Index der Privaten Konsumausgaben (PCE) als Inflationsmaß blicken. Kurzum: Die gestern publizierten Daten mögen bestenfalls kurzfristig für etwas Entspannung in Sachen Inflationsängste geführt haben.

 

US-Anleiheauktion verläuft reibungslos

Vieles in den Finanzmärkten hängt unterdessen weiterhin von der Entwicklung der US-Anleiherenditen ab, die sich gestern vor der viel beachteten Auktion von Staatsanleihen mit zehnjähriger Fälligkeit durch das US-Schatzamt leicht zurückgebildet hatten. „Viel beachtet“ ist vermutlich untertrieben. Beobachter sprachen nämlich davon, dass es sich um die am meisten beobachtete Versteigerung seit über zehn Jahren gehandelt haben könnte. Vor allem, weil noch knapp zwei Wochen zuvor eine Auktion von siebenjährigen Papieren enttäuschend verlaufen war und zu einem erstmaligen Überschreiten der 1,6 Prozent-Marke bei der Rendite der zehnjährigen Pendants in diesem Jahr führte. Indes: Die Auktion verlief reibungslos und ohne größere Marktreaktionen.

 

Abwartende Aktien-Anleger

Die Börsianer scheinen sich unterdessen ohnehin eine etwas andere Sichtweise hinsichtlich der Entwicklung bei den US-Anleiherenditen zu eigen gemacht zu haben. Zumindest hierzulande hält man es anscheinend mit der US-Notenbank, die deren Anstieg in erster Linie als Spiegel der gestiegenen Wachstumserwartungen interpretiert. Zumal gestern auch noch das US-Stimulus-Paket in der revidierten Form vom Repräsentantenhaus durchgewunken wurde.

Und so zeigte sich in der Sentiment-Umfrage der Börse Frankfurt, die ich gestern HIER kommentiert habe, dass es trotz des DAX-Anstiegs von fast 4 Prozent auf Sicht von zwei Wochen (per Mittwoch) doch nur recht zögerliche Gewinnmitnahmen der überwiegend bullish orientierten Akteure gegeben hat. Allerdings ist der Optimismus der heimischen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont im Zuge des deutlichen Kursanstiegs vor allem am vergangenen Montag auch nicht gerade explodiert. Vieles spricht daher dafür, dass der Anstieg vor allen Dingen von langfristig orientierten Adressen ausgelöst wurde – die von der Börse Frankfurt Befragten dürften diesbezüglich nur wenig beigetragen haben.

Mit den leicht gesunkenen Anleiherenditen, gemessen an den zehnjährigen Treasuries, hat auch der Greenback etwas an Boden verloren. Im Gegenzug konnte sich der Euro zwar minimal befestigen, bleibt allerdings in seinem kurzfristigen Abwärtstrend gefangen, solange an der Oberseite nicht 1,1990 überwunden wird. Mit Spannung wird natürlich das Ergebnis der heutigen EZB-Ratssitzung erwartet. Vor allem interessiert die Beobachter, was die EZB-Entscheider tatsächlich gegen den Anstieg der Renditen auch hierzulande zu tun gedenken.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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