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26. Mai 2021

Schon wieder gab es einen Dienstag – den dritten in Folge –, an dem der Euro gegenüber dem US-Dollar zunächst ein neues Hoch im laufenden Quartal erklomm, bevor ihm wieder einmal die Puste auszugehen schien. Vielleicht taten sich die Akteure dieses Mal, auf einem Niveau nicht allzu weit vom Jahreshoch entfernt, besonders schwer, dem Euro einen weiteren Aufwärtsschub zu verleihen.

 

DAX: Drei Rücksetzer mehr als wettgemacht

Ein ähnliches Muster lässt sich auch beim DAX feststellen, der seit Beginn des zweiten Quartals immerhin drei Abwärtskorrekturen in einer Größenordnung von erst 4,2, dann 3,9, und zuletzt 3,7 Prozent wegsteckte und gestern mit rund 15.568 Zählern ein neues Allzeithoch markierte – 30 Punkte mehr als das bisherige historische Extrem von vor einer Woche. Anscheinend aber nicht genug, um eine größere Kaufwelle auszulösen. Stattdessen schloss das Börsenbarometer sogar am Tagestief, so dass gegenüber Freitag gerade noch ein marginaler Gewinn von knapp 0,2 Prozent übrig blieb. Trotzdem: Die Geschichtsschreiber notierten für den DAX den höchsten Schlusskurs, den es jemals gegeben hat.

 

Mini-Serie lädt ein

Aber es ist schon sonderbar, dass der DAX nach eindrucksvollen Erholungsrallyes, die den Allzeithochs jeweils vorausgingen, am Ende immer nasse Füße bekam. Natürlich auch begünstigt durch Akteure, die offenbar gerne in der Nähe historischer Extremkurse, jeweils ein wenig darüber, zu Gewinnmitnahmen bzw. zu Shortpositionen verleitet werden. Zumindest lagen bis gestern die bisherigen Extrema beim DAX mit rund 15.501, 15.538 und zuletzt 15.568 Zählern ähnlich nah beieinander. Ob es von gestern aus gesehen wieder zu einem Rücksetzer in einer Größenordnung von über 3 Prozent kommen wird? Händler mögen solche Regelmäßigkeiten und versuchen, daraus Kapital zu schlagen.

 

Abgang durch die Decke?

Zumindest hat dies die Stimmungs-Umfrage der Börse Frankfurt vom vergangenen Mittwoch gezeigt, wonach das Gros der Akteure für das Börsenbarometer bearish eingestellt war; und zwar beinahe so deutlich wie bei der pessimistischsten Umfrage in diesem Jahr. Und sollten jene Engagements in der vergangenen Woche nicht zu großen Teilen in Form von Rückkäufen bereits glattgestellt worden sein, braut sich Unheil zusammen. Denn mit jedem neuen historischen Hoch wird einmal mehr deutlich, dass die meisten dieser bearishen Engagements per Saldo unter Wasser liegen dürften. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was passieren dürfte, falls dieses oben beschriebene Muster mit zuletzt zwei marginal höheren Allzeithochs und sich daran anschließenden, überschaubaren, „gesunden“ Korrekturen einmal nicht funktioniert. Also falls der DAX – durch wen oder was auch immer – wider Erwarten doch noch durch die Decke geht.

Aber zurück zum Euro. Der bleibt jedenfalls in günstigem Fahrwasser mit der Aussicht auf ein neues Jahreshoch (> 1,2350), auch wenn das Momentum derzeit nicht gerade beängstigend hoch ist. Zumindest solange sich die Gemeinschaftswährung oberhalb von 1,2130/35 bewegt.

 

Hinweis

 

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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