Dollar am Morgen Märkte

Kleiner Impuls ohne Folgen

am
22. Mai 2019

EUR USD (1,1160)             Zum europäischen Handelsschluss kam gestern fast so etwas wie Leben in den Euro, als dieser aus seiner leicht bearishen Lethargie zu erwachen schien. Aber der Sprung von rund 40 Stellen gegenüber dem Dollar war kurzlebig. Und wer womöglich auf eine größere Serie von Stopp-Loss Käufen gesetzt hatte, musste sich schon kurze Zeit später wieder getäuscht sehen.

Nun sollte man nicht den Versuch unternehmen, in einen absolut betrachtet geringen Kursimpuls zu viel hineinzulesen. Denn das, was wie Volatilität am gestrigen Handelstag ausgesehen haben könnte, gilt nur für die relative Betrachtungsweise des Geschehens. Denn 40 Stellen temporärer Kursgewinn wirken nur unter einem Brennglas betrachtet sehr groß, weil der Euro zuvor für eine Abwärtsbewegung, die in ihrer extremen Ausprägung gerade einmal 125 Stellen ausmachte, acht Tage benötigte.

Natürlich gibt es zurzeit nicht gerade aufregende ökonomische Daten zu begutachten, die das Währungspaar betreffen. Und auf der politischen Ebene im US-chinesischen Handelskonflikt hat die Huawei-Story als Eskalationsfaktor eher die Aktien- als die Devisenmärkte im Griff.

 

Wahlen werfen Schatten voraus

Immerhin scheinen sich die Kommentatoren mit den möglichen Szenarien zu beschäftigen, die sich aus den EU-Wahlen zwischen dem 23. und dem 26. Mai ergeben könnten. Ganz besonders, was beispielsweise Italien betrifft. Sei es, dass die dortige Lega Nord, die Partei, der der stellvertretende Premierminister Matteo Salvini vorsteht, die Anzahl ihrer Sitze von sechs tatsächlich auf die derzeit prognostizierten 27 Sitze dramatisch erhöht. Damit würde sich wahrscheinlich nicht nur die harte Haltung der italienischen Regierung hinsichtlich der angekündigten Überschreitung der neuen Verschuldungsgrenze verfestigen. Vielmehr wird vielfach damit gerechnet, dass in der Folge italienische Staatsanleihen deutlich unter Druck geraten und so ihren Renditevorsprung gegenüber Bundesanleihen weiter vergrößern. Aber auch der Euro selbst könnte nach Ansicht vieler Akteure weiter unter Druck geraten, sollten die Wahlen einen steigenden Anteil der populistischen Parteien im Europäischen Parlament zeitigen. Dazu würde auch ein deutlicher Wahlsieg der noch jungen Brexit-Partei in Großbritannien zählen.

Zuvor steht jedoch heute das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vom 30. April/1. Mai zur Veröffentlichung an. Diese sogenannten „Minutes“ dürften jedoch insofern an Bedeutung verloren haben, als sie den Verlauf einer Sitzung wiedergeben, die noch vor der Eskalation des US-chinesischen Handelskonflikts stattfand.

Per Saldo lässt sich feststellen, dass der Euro in seiner Seitwärtsentwicklung zwischen 1,1110 und 1,1365/70 erhebliche Schwierigkeiten hat, sich der Unterseite zu nähern. Dafür sorgt nicht zuletzt das wichtige Nachfrageniveau bei nunmehr 1,1130. Die Oberseite des Feldes ist indes wesentlich interessanter, da erstes signifikantes Angebot nicht vor 1,1290 zu erwarten ist.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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